Sicherheit und Stabilität in Somalia

BORIS JOHNSON @BorisJohnson
ISTANBUL
Veröffentlicht 11.05.2017 00:00
Aktualisiert 11.05.2017 16:06
REUTERS

Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn die empfohlene Art der Beförderung durch eine nationale Hauptstadt, eine gepanzerter Konvoi ist.

Als ich auf den Straßen von Mogadischu herumirrte und eine von der Sonne gebleichte Ruine nach der Anderen passierte, hatte ich ein Gefühl von der Zerstörung, die durch den jahrelangen Tumult in Somalia bewirkt wurde.

Und doch ist die einfache Tatsache, dass ich überhaupt nach Mogadischu fahren konnte - wo heute die „Union Jack" über einer britischen Botschaft weht - ist an sich bemerkenswert.

Mal abgesehen von den britischen Beamten, seit Jahren war es die offizielle Regierung Somalias, die ihre eigene Hauptstadt nicht besuchen konnte - oder sogar ihr eigenes Land.

Das somalische Kabinett und der Präsident steckten damals in Nairobi fest und hielten endlose Treffen über eine Nation, die sie nicht betreten konnten, geschweige denn regieren.

In ihrer Abwesenheit wurde Mogadischu den Verwüstungen der Kriegsherren überlassen, die ihre weißen italienischen Boulevards zu Schutt und Asche schlugen.

Schließlich eroberten dann die Terroristen von al-Shabaab - der ostafrikanische Ableger von al-Qaida - den größten Teil des südlichen Somalias und montierten ihre erbarmungslose Herrschaft. Mit den Worten eines somalischen Führers ausgedrückt, wurde das Land zu einer „Gefahr für sich selbst, für seine Nachbarn, für die Region und für die ganze Welt".

Heute hat sich alles geändert. Mutige afrikanische Soldaten, die von der Mission der Afrikanischen Union in Somalia mobilisiert wurden - bekannt als AMISOM – wandten das Blatt gegen al-Shabaab, trieben die Terroristen aus Mogadischu und befreiten tausende von Quadratmeilen Land.

Die offizielle Regierung konnte nach Somalia zurückkehren und die mühsame Aufgabe des Wiederaufbaus eines Staates aus dem Nichts beginnen. Im Jahr 2013 hat Großbritannien unsere Botschaft wiedereröffnet und unsere Diplomaten dazu veranlasst, die internationalen Anstrengungen zu unterstützen, die es Somalia ermöglicht haben, aus der Asche empor zu steigen.

Und im Februar dieses Jahres wurde ein Meilenstein erreicht, als Präsident Farmajo, nach einer friedlichen Machtübertragung, in Mogadischu eintraf.

Nach jahrzehntelangem Blutvergießen und der Anarchie im Land, ist das eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte, aber es bleibt noch viel zu tun.

Aus diesem Grund werde ich am Donnerstag, den 11. Mai, in London eine Konferenz in London abhalten, um damit die erzielten Fortschritte voranzutreiben.

Bisher haben die AMISOM-Truppen, die Hauptlast der Kämpfe gegen al-Shabaab getragen, die diesen Kampf mit der Ausbildung und Finanzierung aus Großbritannien und anderen westlichen Nationen führen.

Als ich mich in Mogadischu befand, hatte ich die Möglichkeit, die britischen Soldaten zu treffen, die dabei helfen, die Fähigkeiten ihrer AMISOM-Kollegen zu verbessern.

Aber Somalia kann sich nicht für immer auf die Hilfe aus dem Ausland verlassen: Aus eigener Kraft muss die Verantwortung für die Sicherheit des eigenen Landes gewährt werden können.

Eine meiner Prioritäten bei der Londoner Konferenz wird es sein, ein neues Sicherheitspakt zu beschließen.

Einfacher gesagt: Ich möchte ein Schnäppchen schlagen und Somalias Führungspersönlichkeiten dazu bewegen lebensnotwendige Sicherheitsreformen durchzuführen, einschließlich der Erstellung eines konkreten Plans für eine nationale Armee. Im Gegenzug sollen sie mehr Hilfe, vor allem bei der Ausbildung, von der internationalen Gemeinschaft erhalten. Und wenn es die Bedingungen erlauben, werden die somalischen Truppen die Führung von ihren AMISOM-Verbündeten übernehmen.

Das erfordert weitsichtige politische Vereinbarungen, einschließlich einer Machtverteilung zwischen der Zentralregierung und den Föderationen. Unser oberstes Ziel ist es, dass in Somalia im Jahr 2021 eine demokratische Wahl stattfindet.

Aber es schwebt auch eine Unglücksschwade über all diesen unermesslichen Aufgaben. In Somalia herrscht momentan eine schreckliche Dürre mit Millionen von hungernden Menschen.

So wie ich auch zuvor bereits schrieb, liegt die Anzahl der Somalis, die Grundnahrungsmittel benötigen, bei sechs Millionen - und es gibt ein ernstes Risiko der Hungersnot.

Niemand sollte vergessen, dass bei der letzten Hungersnot in Somalia im Jahr 2011 etwa 260.000 Menschen gestorben sind.

Wenn wir schnell und entschieden handeln, dann kann die Katastrophe noch vermieden werden. Großbritannien führt die Initiative an, indem man über einer Million Menschen Nahrung, Wasser und Medizin zur Verfügung stellt.

Als ich in Mogadischu war, sah ich, wie Fachleute der Vereinten Nationen genau vorhersagen konnten, welche Gebiete die schlimmste Nahrungsmittelknappheit erleiden werden würden.

Die UN und die internationale Gemeinschaft müssen die Hilfe leisten, die Somalia braucht. Und die Führungskräfte des Landes müssen sich bemühen die Versorgung sicherzustellen, so dass Hilfsorganisationen in der Lage sein können, die Nahrung an die Hungrigen zu verteilen - wo immer sie sich befinden - in Sicherheit und ohne Hindernis.

Sicherheit, Aufteilung der Macht zwischen dem Zentrum und den Regionen, die Vermeidung einer anderen Hungersnot - all dies sind erschreckend große Herausforderungen und zeigen die Bedeutung der Londoner Konferenz in dieser Woche auf. Die Einsätze sind so hoch, dass wir es nicht wagen können, zu versagen.

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