Der Tod des ersten und einzigen demokratisch gewählten Präsidenten Ägyptens ist einer der tragischsten Fälle in der Politikgeschichte. Mohammed Mursi wurde vor den Augen der ganzen Welt zunächst durch die Putschisten entmachtet und später durch eine grausame Militärdiktatur ermordet.
Denn als Mursi vor Gericht einen Herzinfarkt erlitt, blieb ihm eine medizinische Versorgung verwehrt. Vor den Augen der Menschen im Saal verstarb er kurze Zeit später. Danach wurde der Leichnam prompt begraben, wodurch man seinen Anhängern sogar die Möglichkeit eines würdigen Abschieds nahm.
Bei seinem Sturz am 3. Juli 2013 durch die von internationalen Mächten unterstützte ägyptische Armee sagte er: "Wenn der Preis für die Wahrung der Gesetzlichkeit mein Blut ist, dann bin ich bereit, mein Blut für die Sicherheit und Gesetzlichkeit dieses Heimatlandes zu opfern."
Mursi gewann 2012 die ersten freien Wahlen des Landes. Er war zuvor im April 2011 von der Muslimbruderschaft zum Vorsitzenden seiner Partei gewählt worden. Zwischenzeitlich wurde er von der Hosni Mubarak-Diktatur weggesperrt und später, wenige Tage vor dem Sturz Mubaraks, vom Volk befreit.
Sein Tod ist in vielerlei Hinsicht tragisch. Sechs Jahre lang wurde er unter grausamen Bedingungen festgehalten – unter den Augen der Weltgemeinschaft.
Sein Tod ist Sinnbild für die unmenschliche Behandlung von Gefangenen in ägyptischen Gefängnissen und Gerichten. Angeklagte werden in Käfigen gehalten und methodisch gedemütigt. Mursi war die ganze Zeit in Einzelhaft und konnte seine Familie während den Jahren in der Gefangenschaft nur dreimal sehen. Obwohl er mehrere gesundheitliche Beschwerden hatte, darunter Diabetes, Bluthochdruck und Lebererkrankungen, wurde ihm eine ausreichende medizinisch Versorgung bis zum Schluss verweigert.
Die Details seines Todes treiben mir immer noch Tränen in die Augen. Seine Anwälte sagten, Mursi habe auch bei der letzten Anhörung vor Gericht gesagt, dass er immer noch der legitime Präsident Ägyptens sei.
Es scheint so, als sei die Gerechtigkeit lediglich ein weit entfernter Traum. Wir leben in einer Welt, in der sich der 91-jährige Diktator Hosni Mubarak frei bewegen kann, ohne Rechenschaft für seine Taten abzulegen. Mohammed Mursi hingegen, der demokratisch gewählte Präsident Ägyptens, ist im Alter von 67 nach Jahren der Folter förmlich hingerichtet worden.
Es stellt sich die Frage, ob sich das Schicksal des Nahen Ostens zum Guten wenden kann. Mursis Tod jedenfalls hat unseren Glauben an eine bessere Zukunft beeinträchtigt. Trotzdem sollten wir die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht verlieren.