Der Al-Khalifa-Zweig von Bani Utub des Aneze-Stammes, der in der Region zwischen Najd und Kuwait lebte, kam 1766 dort an und ließ sich auf der unbesetzten Halbinsel von Katar nieder. Sie blieben am Zubar-Pier und fingen an, einem der heute populärsten Berufe des Persischen Golfs nachzugehen.
Auch heute noch tauchen junge Menschen tief in den Ozean und benutzen nur ein Schnorchel, um Perlen aus Austern-Muscheln zu sammeln und verdienen so ihren Lebensunterhalt. Diese alte Praxis diente sogar als Inspiration für den französischen Komponistin Bizet, der daraus seine berühmte Oper „Pearl Fishers" (Perlen Fischer) schuf. Es ist heute eine weltberühmte Melodie.
„Tröpfchen"
„Katar" ist die Pluralform des arabischen Wortes „qatrah", das wörtlich „Tröpfchen" bedeutet. Dieser Name wurde in der Vergangenheit wegen des relativ regnerischen Klimas der Region gegeben. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass das Wort „qatrah" aus dem indischen Wort „Gwadar" kommt, was auf indisch „windiger Ort" bedeutet.
Ein Zweig des Al-Khalifa-Stammes machte ihren Einfluss auch in Bahrain geltend, wo sie die herrschende Familie Al Medhkur stürzten und die Perser besiegten, die die Insel dominieren wollten. Die Menschen in Katar hatten auch Verbindungen zu Bahrain.
Die Familie Sabah in Kuwait ist auch aus dem Aneze-Stamm. Der Stamm der Al-Khalifa war reich, weil sie sich mit dem Handel befassten und dadurch Autorität erlangten. Die Geschichte dieser Familie ist die Geschichte des modernen Katar.
Stattlicher Emir
Katar wurde seit dem ersten Herrscher Scheich Thani, von insgesamt 12 Scheichs regiert. Der letzte Herrscher Scheich Tamim war vielleicht einer der prächtigsten Führer der Welt und ersetzte seinen Vater Scheich Hamad, der im Jahr 2013 vom Thron abdankte. Tatsächlich waren im Nahen Osten Palastrevolten häufiger als Volksbewegungen. Hamad wartete nicht darauf.
Scheich Tamim, der im Alter von 33 Jahren den Thron bestieg, studierte an der Königlichen Militärakademie von Sandhurst im Vereinigten Königreich, wie auch zuvor sein Vater. Er diente als stellvertretender Chef des Generalstabes. Neben seiner Erfahrung hat er sich als Vorsitzender der FIFA und des Olympischen Komitees einen Namen gemacht. Auf der anderen Seite ist er auch ein Führer des Nahen Ostens mit neun Kindern und drei Frauen.
Die Briten betreten die Bühne
Die seldschukischen Türken beherrschten Katar im 11. Jahrhundert und führten im Mittelalter das Sultanat von Oman. Die Osmanen, die die Portugiesen im 16. Jahrhundert besiegten, dominierten Katar, während die Verwaltung von Katar, gemäß der osmanischer Politik, den örtlichen Scheichs überlassen wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es eine wahabitische Besatzung. Als die Wahhabiten-Revolte 1818 unterdrückt wurde, konnte in Katar die osmanische Herrschaft wiederhergestellt werden. Dies ist auch der Beginn des Konflikts zwischen Al Khalifa und dem Haus Al Saud, das die Augen auf Katar richtete.
Der Konflikt zwischen Bahrain und Katar mündete 1867 in einen Krieg. Bahrain wollte die Halbinsel mit der Unterstützung der Familie Saud für sich vereinnahmen. Die Einwohner von Katar wurden besiegt und die von den Briten unterstützten Truppen Bahrains besetzten Katar. Der steigende Einfluss der Briten im Persischen Golf wurden durch die Piraterie in der Region gestört, sie zwangen den katarischen Scheich Muhammad bin al-Thani, Steuern an Bahrain zu zahlen.
Besorgt über diese Entwicklung, besetzte die osmanischen Truppen Katar im Jahre 1871. Scheich Jassim bin Mohammed, der die Osmanen um Hilfe gegen die Briten gebeten hatte, wurde als Bezirks-Gouverneur eingesetzt. Die Bedrohung durch die Wahhabiten und Beduinen auf der einen Seite und die britische Bedrohung auf der anderen, veranlasste die Osmanen, ein Hauptquartier in Doha zu gründen und dort Waffen zu positionieren.
Einfach weiter machen
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Katar eine Gemeinde, die an Ahsaa Sanjak aus der Provinz Basra des Osmanischen Reiches gebunden war. Während die Stadt Bidaa auch im Zentrum der Provinz stand, ging die osmanische Herrschaft nicht über Doha hinaus und dauerte auch nicht lange.
Die osmanischen Soldaten wurden bei einer Schlacht im Jahr 1893 von den Truppen des Scheichs besiegt. Grund dafür war das Verhalten von Scheich Jassim, der seine eigenen Bestimmungsrechte geltend machen wollte. Sultan Hamid, vollzog ein diplomatisches Manöver indem er bekannt gab, dass er Scheich Jassim vergeben und die Re-Etablierung des ehemaligen Staates zugesichert habe.
Ein paar Jahre später ereignete sich ein überraschender Zwischenfall. Die Jungtürken, die im osmanischen Reich die Macht übernahmen, verzichteten am 29. Juli 1913 auf alle ihre Rechte über Katar zugunsten des Vereinigten Königreiches, mit der Hoffnung, Londons Unterstützung zu gewinnen. Im August 1915 verließen die osmanischen Einheiten Katar, ohne eine einzige Kugel abgefeuert zu haben.
Die Briten ließen sich auf der Halbinsel nieder und bald darauf, am 3. November 1916, wurde Katar offiziell eine britische Kolonie. Ein koloniales System (Protektorat) wurde gegründet, das dem der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ähnelte.
Als 1939 Öl entdeckt wurde, stieg die strategische Bedeutung von Katar weiter an. 1971 erlangte das Land seine Unabhängigkeit. Es hatte zuvor einen Vorschlag verweigert, ein Teil der VAE zu werden, um nicht der saudischen Kontrolle zu unterstehen.
Ist es Indien?
Von den 2,5 Millionen Einwohnern sind nur 400.000 arabische und katarische Bürger. Der Rest setzte sich zusammen aus Ausländern, die als Arbeiter ins Land gekommen sind. Sie leben dort fast ohne die riesigen Baustellen jemals verlassen zu haben. Es gibt dort zurzeit so viele Inder, dass du dich nicht wirklich wie in einem arabischen Land fühlst. Die Sozialfürsorge ist hoch und die Ordnung ist stabil. Jeder Bereich, von der Politik bis zum Verkehr, wird von einem System dominiert, das von der kolonialen Verwaltung eingesetzt wurde.
Allerdings ist das Wasser in Katar knapp, es wird aus Meerwasser gewonnen und ein Prozent der weltweiten Ölreserven befinden sich dort. In den letzten 20 Jahren haben die dort lagernden weltweit größten Erdgasreserven die Bedeutung des Landes erhöht. Doha war damals ein kleines Fischerdorf, (wörtlich bedeutet es auf Arabisch „Sonnenaufgang") ist heute eine moderne Stadt mit einer Bevölkerung von 500.000 Menschen. Aufgrund der geringen Risiken und Kosten ist das Land beliebt bei Geschäfts- und Finanzinvestitionen.
Vergesst es
Während die Familie des Scheichs sunnitisch ist und der Rechtsschule der Maliki angehört, ist Katar aber auch das Land, wo die Wahhabismus-Sekte, nach Saudi-Arabien, am dominantesten ist. Im Jahr 2003 wurde ein Parlament von 45 Personen gegründet, das mit zwei Dritteln gewählt und einem Drittel von dem Emir besetzt wurde. Die politische Rolle des Emirs und seiner Familie ist daher auch heute noch bedeutsam.
In diesem extrem heißen Land leben die Menschen in klimatisierten geschlossenen Räumen. Arabische Bürger arbeiten kaum. Es gibt ein berühmtes Sprichwort in Katar: „Warum sollte ich die Arbeit machen, die jemand anderes tun kann? Warum sollte ich die Arbeit machen, die niemand sonst tun kann?"
Wessen Spiel ist es?
Katar ist klein, aber eines der reichsten Länder der Welt mit einem durchschnittlichen pro Kopf Einkommen von 127.000 $ und einer Arbeitslosenquote nahe null Prozent. Das im vergangenen Jahrhundert noch bitter arme Land, hat sich in den letzten Jahren um eine aktive Rolle in der Nahostpolitik bemüht. Darüber hinaus gibt es eine wichtige amerikanische Militärbasis in dem Land, die in den letzten Jahren weltweit bekannt geworden ist - dank dem Nachrichtensender Al-Dschasira.
Das Land steht seit Jahren im Konflikt mit Bahrain über eine Reihe von Inseln im Golf von Basra. Seine Unterstützung für radikale Gruppen wie al-Ikhwaan al-Muslimun (die Muslimbruderschaft) und die Hamas sowie die engen Beziehungen mit dem Iran, haben die Arabische Liga und die USA auf die Barrikaden gebracht. Aus diesem Grund haben einige arabische Länder die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgeschnitten, was aktuell eine politische Krise im Golf verursacht.
Katar, dessen wirtschaftliche Beziehungen vorwiegend in Europa liegen, wurde vor den USA und der Arabischen Liga wie ein Sündenbock gebrandmarkt. Die USA wollen nicht, dass Katar, das Land, das die weltweit größten Erdgasreserven besitzt, ein Mitspracherecht auf dem Markt hat. Was könnte ansonsten schon schwerwiegendes passieren, wenn ein kleiner Staat wie Katar den Terrorismus unterstützen würde? Dieser jüngste Vorfall scheint ein Spiel der globalen Kräfte zu sein, die versuchen, die Welt zurück zu einer bipolaren Ordnung zu bringen, die von Anglo-Amerikanern auf der einen Seite und Russen auf der anderen Seite, kontrolliert wird.