Opel hat dank massiver Einsparungen unter seinem französischen Eigner PSA Peugeot Citroen die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Im ersten Halbjahr wies die deutsche Traditionsmarke mit dem Blitz und ihre britische Schwester Vauxhall einen Gewinn von 502 Millionen aus, wie PSA am Dienstag in Rueil-Malmaison bei Paris mitteilte. PSA hatte Opel erst vor knapp einem Jahr übernommen und mit dem Betriebsrat in den vergangenen Monaten einen harten Sanierungsplan ausgehandelt. Der sieht den Abbau von 3700 der insgesamt mehr als 18.000 Stellen und Investitionen in neue Modelle vor. Unter dem vorigen Eigentümer General Motors hatte Opel zuletzt vor fast zwei Jahrzehnten auf Jahresbasis einen Gewinn ausgewiesen. Die Aktie von Peugeot legte an der Pariser Börse zeitweise um mehr als zwölf Prozent zu und erreichte ein Zehn-Jahres-Hoch von 23 Euro.
"Der Turnaround von Opel/Vauxhall ist in vollem Gang", sagte PSA-Finanzvorstand Jean-Baptiste de Chatillon bei der Präsentation der Zwischenbilanz. Opel habe die Fixkosten um 28 Prozent gesenkt, die Produktionskosten heruntergeschraubt und die Wertigkeit seiner Verkäufe gesteigert. Ein Sprecher erläuterte, Opel profitiere von den Geländewagen Mokka, Grandland und Crossland und einer generell höheren Ausstattung der Fahrzeuge, an denen man mehr verdiene. Zudem habe Opel den weniger rentablen Verkauf an Autovermieter reduziert.
"Die Verbesserungen, die PSA in den letzten sechs Monaten (bei Opel) erreicht hat sind bemerkenswert angesichts des Verlusts von 179 Millionen Euro in der zweiten Jahreshälfte 2017", sagte Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI. Die Wende bei Opel trug mit dazu bei, dass die operative Marge des Konzerns im ersten Halbjahr um 0,4 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent stieg. Die Marken Peugeot, Citroen und die Premiumtochter DS steigerten sich dabei sogar auf 8,5 Prozent, ein Rekord.
Den Reingewinn schraubt PSA in den ersten sechs Monaten 2018 um 18 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro nach oben, der Umsatz sprang wegen der Opel-Übernahme sogar um mehr als 40 Prozent auf 38,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Marktführer Volkswagen hatte im ersten Quartal bei einem Umsatz von 58 Milliarden Euro eine Rendite von 7,2 Prozent eingefahren. Die Zahlen für das erste Halbjahr wollen die Wolfsburger nächste Woche präsentieren.
PHÖNIX AUS DER ASCHE
"Opel erhebt sich aus der Asche", überschrieb Analyst Ellinghorst seinen Marktkommentar. "Die erste Phase in einem Turnaround ist immer die Schlimmste." Dies sei nun überwunden. "Die Fixkosten derart heruntergeholt zu haben, ist eine starke Leistung", betonte Ellinghorst. Mit fünf Prozent Umsatzrendite habe Opel das für 2020 gesteckte Ziel von zwei Prozent bereits deutlich übertroffen. Nun müsse sich erweisen, ob der Trend in der zweiten Hälfte und im nächsten Jahr anhalte.
Unter dem US-Autobauer General Motors hatte Opel bereits zahlreiche Sparprogramme mit Werksschließungen und Jobabbau durchgemacht. Trotzdem war es in dieser Zeit nicht gelungen, Opel aus den Verlusten zu führen.
Das überraschend gute Abschneiden in den ersten sechs Monaten unter PSA könnte nach Meinung von Experten allerdings die Verhandlungen von Opel mit dem Betriebsrat über die Zukunft des Entwicklungszentrums in Rüsselsheim erschweren. Die Belegschaft könnte nun damit argumentieren, dass ein Verkauf wegen der Ertragswende nicht nötig sei. Die Franzosen hatten die Arbeitnehmervertretung unlängst mit Überlegungen für Partnerschaften in Forschung und Entwicklung gegen sich aufgebracht. In der leidgeprüften Belegschaft kursiert nach Betriebsratsangaben seitdem die Sorge, dass die Marke Opel bei einem Verkauf beschädigt werden könnte. PSA-Finanzvorstand de Chatillon sagte während der Telefonkonferenz mit Analysten: "Wir haben im Laufe der Zeit Überkapazitäten in diesem F&E-Zentrum." Über den Stand der Gespräche mit möglichen Käufern machte er keine Angaben. Auch nannte er keine Namen.