Im Handelsstreit zwischen der Europäischen Union und den USA droht eine weitere Eskalation. Die EU kündigte Vergeltungsschritte an, sollte US-Präsident Donald Trump höhere Zölle auf Autos aus der EU verhängen.
Für diesen Fall bereite man eine Liste von Ausgleichsmaßnahmen vor, sagte EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström am Donnerstag in Brüssel. "Und das haben wir unseren amerikanischen Partnern klargemacht." Ziel ihrer Reise mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am 25. Juli nach Washington sei es, gute Beziehungen aufzubauen und die Lage zu deeskalieren. Zudem solle Juncker beim Treffen mit Trump ausloten, in welchem Rahmen es Gespräche dazu geben könnte. "Wir gehen da nicht hin, um irgendetwas zu verhandeln", betonte Malmström. Derweil traten die neuen EU-Schutzzölle auf Stahlprodukte in Kraft.
Der von Trump angezettelte Handelsstreit unter anderem mit der EU und der Wirtschaftsgroßmacht China zieht immer größere Kreise. Trump will damit zwar die US-Industrie schützen, hat aber bisher vor allem Vergeltungsschläge bei seinen Handelspartnern ausgelöst. Deshalb nehmen die Warnungen zu, dass ein Handelskrieg nur Verlierer hervorbringt. So erklärte IWF-Chefin Christine Lagarde jüngst, die negativen Auswirkungen würden die USA wohl am stärksten treffen. Auch US-Notenbankchef Jerome Powell zeigte sich besorgt über ein Ausufern des Konflikts: "Wenn dies zu einer protektionistischeren Welt führt, wäre das schlecht für unsere Wirtschaft."
Zudem fordert der Zollstreit erste Opfer. Der Aluminiumproduzent Alcoa kappte sein Gewinnziel und begründete dies auch mit erhöhten Kosten bei Aluminiumimporten.
Ifo kritisiert EU-Schutzzölle - "Mehr Schaden als Nutzen"
Das Münchner Ifo-Institut kritisierte derweil die neuen EU-Schutzzölle auf Stahlprodukte als kontraproduktiv. "Sie richten mehr Schaden an als Nutzen", erklärte Ifo-Außenwirtschaftschef Gabriel Felbermayr. "Die Schutzzölle sind keineswegs Ausdruck ökonomischer Vernunft, sondern der Lobbystärke der Stahlbranche." Zum einen schwäche die EU die Welthandelsorganisation WTO und die Allianz gegen Trumps Handelspolitik. "Gleichzeitig provoziert die EU, dass auch andere Länder Schutzzölle nach derselben Argumentation erlassen." Leidtragende seien die "stahlverbrauchenden Industrien und die Verbraucher", weil die Schutzzölle die Preise in die Höhe treiben würden.
Die EU hat bereits mit Gegenmaßnahmen reagiert, als Trump Zölle von 25 Prozent auf Stahlimporte und zehn Prozent auf Aluminium verhängte. Nun geht es der Union darum, die vom US-Präsidenten angedrohten Auto-Sonderabgaben zu verhindern. Malmström sagte dazu, der Verzicht der EU ihrerseits auf Zölle auf US-Autos könne nur Teil eines größeren Handelsabkommens sein.
Eine höhere Abgabe auf Fahrzeuge würde vor allem deutsche Autobauer treffen. Ihr Lobbyverband VDA hat sich bereits mehrfach gegen neue Zollschranken ausgesprochen. VDA-Präsident Bernhard Mattes stellt sich im Laufe des Tages einer Anhörung des US-Handelsministeriums zu dem Thema.