Sechs türkische Matrosen, die in Libyen von Kämpfern des abtrünnigen Generals Chalifa Haftar festgehalten wurden, sind wieder frei.
Dies verlautete am Montag aus dem türkischen Außenministerium in Ankara. Die Männer werden auf eigenen Wunsch ihre Arbeit vor Ort fortsetzen, hieß es.
Das türkische Außenministerium hatte am Sonntagabend die Festnahme von sechs Landsleuten "durch illegale Milizen mit Verbindungen zu Haftar" als "rücksichtslosen Akt und Piraterie" bezeichnet und ihre sofortige Freilassung verlangt. "Sollte dies nicht geschehen, werden Haftar-Elemente zu legitimen Zielen", warnte das Ministerium.
Das Ministerium rief die Bürger außerdem auf, sich von Konfliktgebieten in Libyen fernzuhalten. Dies gelte auch für Gebiete, die unter der Kontrolle der UN-gestützten Regierung stehen.
In der Nacht zum Montag wurden zwei türkische Arbeiter in der Stadt Adschdabija laut Sicherheitskräften wieder freigelassen. Die beiden waren offenbar ohne gültigen Haftbefehl festgenommen worden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen.
Der Ton zwischen Haftars selbst ernannter Libyscher Nationalarmee (LNA) und der Türkei hatte sich zuletzt verschärft. Am Freitag verbot die LNA, die große Gebiete vor allem im Osten Libyens kontrolliert, kommerzielle Flüge zwischen den beiden Ländern. Zudem dürfen türkische Schiffe nicht mehr in Libyen anlegen. LNA-Sprecher Ahmed Al-Mismari hatte „alle Schiffe und türkischen Flugzeuge" zu „feindlichen Zielen" erklärt und mit der Festnahme türkischer Staatsbürger gedroht.
Haftars Truppen erklärten, am Flughafen Mitiga eine türkische Drohne angegriffen zu haben, die sich dort am Boden befunden habe. Mitiga ist der einzig funktionierende Flughafen der Hauptstadt Tripolis. Er wird von der international anerkannten Regierung kontrolliert und ist seit April bereits mehrfach angegriffen worden. Der Flugverkehr dort wurde der Flughafenleitung zufolge vorübergehend eingestellt, kurze Zeit später aber wieder aufgenommen.
Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar hatte gewarnt, dass der Preis für „eine feindliche Einstellung oder Angriffe" sehr hoch sein werde und auf „effektivste und stärkste Art und Weise" erwidert werde. Die Türkei werde Vorkehrungen gegen jede Art von Drohungen treffen, sagte er der Nachrichtenagentur Anadolu.
Der von Haftars Truppen kontrollierte Benina-Flughafen in Bengasi hatte Flüge in die Türkei am Samstag bereits gestoppt. Von dort aus flogen bisher drei Maschinen täglich in die türkische Metropole Istanbul.
In dem Land herrscht seit dem Sturz und gewaltsamen Tod des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos. Die Einheitsregierung in Tripolis ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Die Nato hatte dort 2011 unter einem UN-Mandat in den Bürgerkrieg eingegriffen und zum Sturz Gaddafis beigetragen. Mangels Plänen für die Zeit nach Gaddafi entstand ein Machtvakuum, das Milizen, Banden und Terroristen ausnutzten.
Haftar hat weite Teile des Landes unter seine Kontrolle gebracht und hatte im April eine Offensive auf die Hauptstadt Tripolis angeordnet. Die Aussichten auf eine politische Lösung des Konflikts stehen derzeit sehr schlecht.
Die Türkei unterstützt in dem Bürgerkrieg die von den Vereinten Nationen anerkannte Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch. Haftars Truppen werfen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan vor, sich in libysche Angelegenheiten einzumischen. Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate sollen dagegen Haftar unterstützen. Auch westliche Staaten und Russland nehmen in dem Konflikt Einfluss.