Istanbul: Enges Rennen bei Bürgermeisterwahl erwartet

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 23.06.2019 15:19
Aktualisiert 23.06.2019 15:23
DHA

Sieben Wochen nach Annullierung des Wahl in Istanbul sind die Einwohner der Bosporus-Metropole am Sonntag erneut aufgerufen, ihren Bürgermeister zu wählen.

Es wird wieder ein enges Rennen zwischen Oppositionskandidat Ekrem Imamoğlu und Binali Yıldırım von der regierenden AK-Partei erwartet. Nach der Entscheidung zur Annullierung der ersten Abstimmung gilt die Wahl als Test für die Demokratie in der Türkei.

Imamoğlu rief die Wähler bei Stimmabgabe zur Stärkung der Demokratie auf. "Heute ist der Tag, der türkischen Demokratie zuliebe den illegalen Prozess zu korrigieren", sagte der 49-jährige Kandidat der Republikanischen Volkspartei (CHP) mit Blick auf die Annullierung seines Wahlsiegs. Er hatte am 31. März eine knappe Mehrheit errungen, doch wurde die Wahl aufgrund von Unregelmäßigkeiten für ungültig erklärt worden.

Imamoğlus Rivale Yıldırım sagte nach der Stimmabgabe, der Wahlkampf sei vorbei, nun entscheide das Volk. Sollte es "verletzte Gefühle" gegeben haben, sei es an der Zeit, diese beiseite zu lassen. Er bitte "um Verzeihung", wenn er einem seiner Herausforderer Unrecht getan habe, sagte der Kandidat der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AK-Partei). Er hatte Imamoğlu im Wahlkampf wiederholt Lügen vorgeworfen.

Nach der Stimmabgabe sagte Erdoğan: "Ich bin überzeugt, dass die Bürger von Istanbul die angemessenste Entscheidung treffen werden." Die Annullierung sei bedauerlich, aber notwendig gewesen.

Imamoğlu hatte die Bürgermeisterwahl in Istanbul am 31. März mit einem knappen Vorsprung gewonnen. Die YSK annullierte die Abstimmung jedoch Anfang Mai wegen nachgewiesenen Regelwidrigkeiten und gab damit einem Antrag der AK-Partei statt. Imamoğlu verlor damit auch sein Mandat als Bürgermeister.

Erste Ergebnisse werden zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale um 17.00 Uhr (16.00 Uhr MESZ) erwartet. Da erneut mit einem knappen Rennen gerechnet wird, dürfte der Sieger erst in der Nacht feststehen. Bei der Wahl Ende März hatte sich Yıldırım gegen Mitternacht zum Sieger erklärt, obwohl noch nicht alle Stimmen ausgezählt waren. Kurz nach Yıldırım erklärte sich auch Imamoğlu zum Sieger. Am nächsten Morgen hatte die Wahlkommission dann verkündet, dass Imamoğlu vorne liege.

Für scharfe Kritik hatte damals gesorgt, dass die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu mitten in der Nacht aufgehört hatte, die Wahlergebnisse zu aktualisieren. Die CHP hat für den Urnengang am Sonntag nach eigenen Angaben 200.000 Freiwillige mobilisiert, um den Wahlablauf zu überwachen. Auch der Europarat hat Beobachter entsandt. Es wird mit einer hohen Wahlbeteiligung gerechnet, obwohl die Wahl mitten in die Ferienzeit fällt.

Imamoğlu wird bei der Wahl von der nationalistischen IYI-Partei unterstützt, während der AK-Partei-Kandidat Yıldırım im Bündnis mit der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) antritt. Die PKK-nahe Demokratische Partei der Völker (HDP) hat keinen Kandidaten aufgestellt und unterstützt Imamoğlu. Darüber hinaus treten noch weitere Kandidaten an, doch dürften sie nur auf wenige Prozent der Stimmen kommen.

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