US-Präsident Donald Trump erwägt nach Angaben des republikanischen Senators Lindsey Graham eine Verzögerung des Abzugs der US-Truppen aus Syrien, bis die Terrororganisation Daesh vollständig besiegt ist.
„Der Präsident versteht die Notwendigkeit, die Arbeit zu Ende zu bringen", sagte Graham am Sonntag nach einem zweistündigen Gespräch mit dem Präsidenten in Washington. Bislang hatte Trump betont, der Abzug solle sofort erfolgen.
Bei dem Treffen im Weißen Haus habe ihm der Präsident „Dinge gesagt, die ich nicht wusste und die mir ein viel besseres Gefühl dazu geben, worauf wir in Syrien zusteuern", sagte Graham. Er gehe davon aus, dass Trump entschlossen ist, Daesh vor dem Truppenabzug „vollständig" zu besiegen.
Trump denke „lang und hart" über Syrien und den Ablauf des Truppenrückzugs nach, sagte Graham weiter. Dabei spiele für Trump auch der Schutz der YPG, die mit den USA verbündet ist, eine Rolle. Für die Türkei stellen die „Volksschutzeinheiten" (YPG) und sein politischer Flügel „Partei der Demokratischen Union" (PYD) eine Terrorbedrohung dar. Sie gelten außerdem als syrische Ableger der Terrororganisation PKK.
Die YPG im Norden Syriens fürchten nach dem Abzug der US-Truppen eine weitere Offensive der Türkei. Außerdem solle der Iran nicht der „große Gewinner" des Rückzugs der USA werden.
Der Präsident hatte am 19. Dezember den vollständigen Abzug der rund 2000 US-Soldaten aus Syrien angekündigt und erklärt, Daesh sei „weitgehend besiegt". Die überraschende Ankündigung stieß nicht nur bei den Verbündeten Washingtons im Daesh-Kampf auf Unverständnis, sondern löste auch in den USA Kritik aus.
Graham hatte Trump vor dem Treffen aufgefordert, den Truppenabzug zu überdenken. Im Fernsehsender CNN sagte Graham, die Terrororganisation Daesh sei noch nicht besiegt. Es müsse sichergestellt werden, dass Daesh „niemals" zurückkehre. Er wollte Trump auffordern, darüber mit seinen Generälen zu beraten. Graham hatte Trumps Entscheidung bereits zuvor als „großen Fehler" bezeichnet.
Wenn die US-Truppen jetzt abzögen, würde die YPG „massakriert", sagte der Senator. Und „wenn wir die Kurden im Stich lassen und sie massakriert werden, wer wird uns künftig helfen?", fügte er hinzu. Der frühere Kritiker Trumps, der jetzt als sein Vertrauter gilt, warnte außerdem davor, Syrien den Iranern zu „übergeben". Nach seinen Worten wäre das für Israel ein „Albtraum".
Angesichts des Abzugspläne Washingtons hatten sich Russland und die Türkei am Samstag zu einer engen Abstimmung ihrer künftigen Einsätze in Syrien abgesprochen. In die Kooperation soll auch der Iran einbezogen werden.
Außerdem wird erwartet, dass der nationale Sicherheitsberater John Bolton nächstes Wochenende nach Israel und Türkei reisen werde, um die Pläne von Trump mit den US-Partnern zu besprechen.