Ausreisesperre gegen Meşale Tolu in Türkei aufgehoben

DAILY SABAH MIT DPA
ISTANBUL
Veröffentlicht 20.08.2018 00:00
Aktualisiert 21.08.2018 10:07
Archivbild

Die wegen Terrorvorwürfen in der Türkei angeklagte deutsch-türkische Übersetzerin Meşale Tolu darf die Türkei verlassen. Ein Gericht habe die Ausreisesperre gegen Tolu aufgehoben, teilte der Solidaritätskreis «Freiheit für Meşale Tolu» am Morgen mit.

Der Prozess werde allerdings weitergeführt. Tolus Mann, Suat Çorlu, der im selben Verfahren angeklagt ist, werde vorerst in der Türkei bleiben müssen. Seine Ausreisesperre bleibe bestehen, heißt es in der Erklärung weiter. Die Anwältin Tolus war zunächst für eine Bestätigung nicht zu erreichen.

Tolu werde schon in Kürze in Deutschland erwartet. «Wir, der Solidaritätskreis "Freiheit für Meşale Tolu" freuen uns, Meşale nach mehr als 17 Monaten, am 26. August, wieder in Deutschland begrüßen zu dürfen», heißt es in der Mitteilung weiter. Zudem wurde darauf verwiesen, dass der Prozess gegen die Übersetzerin weitergeführt werde und ihr dabei bis zu 20 Jahre Haft drohten.

Der Fall Tolu hatte, zusammen mit dem des «Welt»-Reporters Deniz Yücel und des Menschenrechtlers Peter Steudtner, die Beziehungen zu Deutschland schwer belastet.

Die Entscheidung kam überraschend. Noch Ende April hatte das Istanbuler Gericht bei der Fortsetzung des Prozesses gegen Tolu entschieden, die Ausreisesperre gegen die 33-Jährige aufrechtzuerhalten. Am 18. Dezember war sie per Gerichtsbeschluss aus der Haft entlassen worden, aber mit einer Ausreisesperre belegt worden. Zuvor hatte sie mehr als sieben Monate in Istanbul in Untersuchungshaft gesessen. Zwischenzeitlich war ihr kleiner Sohn bei Tolu im Gefängnis.

Der Frau aus Neu-Ulm wird Mitgliedschaft in der Marxistisch-leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) vorgeworfen. Medienberichten zufolge stützt sich die Anklage auf ihre Teilnahme an einer Demonstration, einer Beerdigung und Gedenkfeiern für getötete Terroristen der Gruppe. Die Verhandlung gegen Tolu soll am 16. Oktober fortgesetzt werden.

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