Der Europaminister Ömer Çelik sprach zur Nachrichtenagentur Anadolu und bewertete die aktuellen politischen Beziehungen mit Deutschland. Die Absage und Verhinderung einer Reihe von Versammlungen türkischer Minister in Deutschland stelle eine schwere Krise dar, so Çelik.
Federführend hierbei seien nicht lokale Autoritäten, wie dies behauptet werde, die Verantwortung liege vielmehr bei der deutschen Regierung. Versicherungsgesellschaften würden etwa unter Druck gesetzt, damit diese die seit Jahrzehnten gewährleistete Versicherung von Räumlichkeiten zurückziehen. Die deutsche Seite, so Çelik, solle von derartigen Vorgehensweisen Abstand nehmen.
Der EU gelinge es schon seit einiger Zeit nicht mehr, neue Anziehungskraft zu entwickeln. Die Zukunft der EU werde sich anhand der Wahlen in Deutschland, Holland und Frankreich entscheiden. Çelik bemängelte, dass die europäischen Verantwortlichen, anstatt die extreme Rechte zu bekämpfen, sich deren Argumente ausliehen und ihre eigene Politik auf ähnliche Weise ausgestalten würden. Die Erfahrung habe jedoch bereits gezeigt, dass auf politischer Linie so nichts zu gewinnen sei und eine solche Vorgehensweise weiterhin der extremen Rechten zuspiele.
Çelik sagte, er werde verschiedentlich gefragt, ob die Türkei denn überhaupt noch Mitglied der EU werden wolle. Die türkische Positionierung in dieser Frage hänge jedoch davon ab, welches Europa man anstrebe. Die Türkei wolle keinesfalls teilhaben am Europa eines Sarkozys, Le Pens oder Wilders. Falls jedoch ein Europa anvisiert werde, wie es die Gründungsväter im Sinn hatten, eine Gemeinschaft, deren Integration sich auf der Basis von politischen Werten, Menschenrechten und Demokratie vollziehe und die von Doppelstandards befreit sei, so sei es der Wunsch der Türkei, ein natürlicher Bestandteil dieser Gemeinschaft zu werden.
Der Europaminister Çelik unterstrich, dass eine Rivalität zwischen Deutschland und der Türkei entstanden sei, in dem die Türkei zu einer aufstrebenden Macht wurde. Diese Rivalität müsse so umgemünzt werden, dass sie Synergien und eine für beide gewinnbringende Situation generiere, Deutschland würde bislang aber nicht in diesem Sinne vorgehen.