Vor einer Syrien-Geberkonferenz in Brüssel haben Hilfsorganisationen eine deutliche Aufstockung der Hilfsgelder zur Versorgung von Millionen Flüchtlingen in dem Bürgerkriegsland angemahnt. Die anhaltende Gewalt und Luftangriffe auf Zivilisten, Schulen und Krankenhäuser hätten seit Jahresbeginn weitere 700.000 Menschen innerhalb Syriens vertrieben, erklärten Organisationen wie Care, Oxfam und Save the Childern am Montag. Bislang seien aber nur 20 Prozent der notwendigen Hilfsmaßnahmen finanziert.
Die Organisationen fordern die Teilnehmer der Geberkonferenz daher auf, ihre bereits gemachten finanziellen Zusagen einzuhalten und die Mittel zusätzlich aufzustocken. Außerdem müsse die "systematische und absichtliche Blockade der Hilfslieferungen dringend enden", forderte der Generalsekretär von Care Deutschland, Karl-Otto Zentel. Humanitäre Helfer müssten ungehinderten Zugang zu Menschen in Not erhalten, von der internationalen Gemeinschaft entschiedener unterstützt und von Kampfhandlungen der Kriegsparteien verschont werden.
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef forderte, die Hilfe für Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt zu stellen. Neben der humanitären Soforthilfe müssten auch längerfristige Maßnahmen wie Schulbildung finanziert werden, um mit Blick auf eine politische Lösung des Konflikts die "Grundlagen für ein friedliches Zusammenleben" zu stärken, forderte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider. Momentan gehe jedes dritte Kind in Syrien nicht zur Schule. Zum Wiederaufbau gehöre aber "mehr als Steine und Zement".
Die Welthungerhilfe warnte unterdessen vor einer humanitären Katastrophe in der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens, die noch weitgehend unter Kontrolle der Rebellen steht. Bis zu 700.000 Menschen, darunter auch Flüchtlinge aus anderen ehemaligen Oppositionsgebieten, könnten von den dort drohenden Kämpfen betroffen sein, warnte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann. "Ohne eine politische Lösung sitzen sie möglicherweise in der Falle."
In Brüssel findet am Dienstag und Mittwoch die zweite Unterstützungskonferenz für Syrien statt, zu der die EU und die UNO einladen. An dem Treffen nehmen Minister und Vertreter von mehr als 85 Staaten und Organisationen teil. Ziel der Konferenz ist, humanitäre Hilfe für die Syrer im Land und in den Nachbarländern zu mobilisieren und politische Unterstützung für den Friedensprozess unter der Federführung der UNO zu gewinnen.
Auf der ersten Brüsseler Konferenz im April 2017 hatten sich die EU und die anderen internationalen Geldgeber verpflichtet, für 2017 Hilfen in Höhe von 5,6 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Für den Zeitraum von 2018 bis 2020 gab es weitere Hilfszusagen in Höhe von 3,47 Milliarden Euro.