Aktuelle Flüchtlingswellen haben eine neue Klasse in der Gesellschaft herbeigeführt: Sie sind obdachlos, heimatlos, in einem Zustand der ständigen Unsicherheit, die jede Menschenwürde untergräbt.
Immer mehr Menschen sind auf der Flucht vor bewaffneten Konflikten, Armut, Ernährungsunsicherheit, Verfolgung, Terrorismus, Menschenrechtsverletzungen und Misshandlung jeglicher Art. Man könnte meinen die ganze Welt ist auf der Flucht.
Migranten sind mittlerweile in jedem Land der Welt zu Hause. Allein 2015 wurden über 244 Millionen Migranten weltweit registriert. Fast 65 Millionen mussten ihr Heimatland verlassen, weil sie gewaltsam vertrieben wurden. Darunter sind 21 Millionen Flüchtlinge, drei Millionen Asylsuchende und über 40 Millionen Binnenflüchtlinge.
Noch nie zuvor lebten so viele Menschen außerhalb ihres Heimatlandes. Das Flüchtlingsproblem hat sich zu einem Spiegel unserer Zeit und den andauernden Kriegen rund um den Globus entwickelt.
Viele verschließen sich den Geschehnissen der Zeit: Sie ändern ihren Politikkurs dahingehend, dass sie ihre Grenzen schließen und keine weiteren Hilfesuchenden mehr ins Land lassen. Viele der Flüchtlinge sahen den letzten Ausweg in einer Flucht über das Mittelmeer. Dass ein Großteil von ihnen dabei ihr Leben verlor, reichte nicht aus, um das Augenmerk der Mächtigen der modernen Welt auf die Katastrophe zu richten.
Ich bin stolz auf mein Land, das mehr als drei Millionen Flüchtlingen, vor allem aus Syrien, aber auch aus Afghanistan, dem Irak und anderen Ländern Schutz gewährt.
Während sich die westlichen Länder vor ansteigenden Migrantenzahlen fürchten und sich gar in der Flüchtlingsfrage spalten, haben die türkischen Staatsbürger ihrer Regierung unterstützt humanitäre Hilfe zu leisten: Sie öffneten ihre Häuser, teilten ihr Brot und hießen die Flüchtlinge in jederlei Hinsicht willkommen.
Wie zum Beispiel in der türkischen Provinz Kilis, wo die Zahl der Flüchtlinge die Zahl der Einwohner innerhalb von einem paar Jahren überstiegen hat.
Die schlimmste humanitäre Krise seit dem Zweiten Weltkrieg ist der syrische Bürgerkrieg. In den vergangenen fünf Jahren sind mehr als eine halbe Million unschuldige Menschen ums Leben gekommen, 13 von 20 Millionen syrischen Bürgern sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Während des Konflikts wurden 6,6 Millionen Syrer vertrieben und etwa 4,6 Millionen Menschen fanden Zuflucht in den Nachbarländern.
In Aleppo finden Kriegsverbrechen vor den Augen der Weltöffentlichkeit statt. Das Assad-Regime und seine Verbündeten haben die Stadt in Schutt und Asche gelegt. Seit Monaten haben sie Fass, Streu-und Brandbomben abgeworfen, Krankenhäuser und Schulen bombardiert und chemische Waffen eingesetzt. Keinerlei humanitäre Hilfe für die eingeschlossene Zivilbevölkerung wurde zugelassen.
Mit nichts sind die Massaker an die Zivilisten in Aleppo zu rechtfertigen. Die Einnahme Aleppos hat sie zwischen die Fronten getrieben. Sie versuchten nur zu überleben.
Auf Druck von Staatspräsident Erdoğan und seinem russischen Amtskollegen Putin hatte sich die syrische Führung zu einem Waffenstillstand bereiterklärt, der allerdings unterbrochen wurde, da das Regime und Milizen des Iran wiederholt Evakuierungskonvois angegriffen haben.
Am Samstag wurde ein neues Abkommen zur kompletten Evakuierung Aleppos ausgehandelt. Die Türkei besteht auf gesicherte Fluchtkorridore. Obwohl die Türkei die unglaubliche Verantwortung für drei Millionen Flüchtlinge übernommen hat, ist das türkische Volk bereit, weitere humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge aus Aleppo zu leisten. Überall im Land sind Hilfskampagnen gestartet worden.
Rund sieben Kilometer von der türkischen Grenze entfernt, wird ein Camp mit bis zu 10.000 Zelten und Krankenstationen für die Flüchtlinge aufgebaut.
Staatspräsident Erdoğan hat von Anfang an eine führende Rolle gespielt und ein unaufhörliches Engagement in der Evakuierung der Menschen aus Aleppo gezeigt.
Die ersten Flüchtlinge von Ost-Aleppo haben die von den Oppositionellen kontrollierte Stadt Idlib erreicht und Erdoğan und dem türkischen Volk für ihre Unterstützung gedankt.
Die Tragödie, die sich vor unseren Augen abspielt, zeigt, dass die internationale Gemeinschaft völlig versagt hat. Das Völkerrecht schweigt zu dem unfassbaren menschlichen Leid in Aleppo!
Als ein Land, mit den meisten Flüchtlingen sind wir besorgt, dass die internationale Gemeinschaft ihren „humanitären Werten" nicht gerecht wird, wenn im syrischen Aleppo oder an anderen Orten der Welt, Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen werden.
Eigentlich hätten wir aus dem Völkermord von Srebrenica unsere Lehren ziehen müssen. Die Geschichte wird uns nicht verzeihen, wenn wir heute, zwei Jahrzehnte später, wieder wegschauen.
Die internationale Staatengemeinschaft braucht dringend eine Revolution von innen. Wie Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan bei dem UN-Sicherheitsrat sagte: „Das aktuelle System reicht angesichts der dringenden Probleme der Menschheit nicht aus. Da nur bestimmte Länder die Last des Systems schultern, scheitert die Problemlösung. Jeder sollte Verantwortung übernehmen und diese Last teilen." In Erdoğans Worten: „Die Welt ist größer als die Fünf."