Das Osmanische Reich war ein zentralistisches - so wie es im Mittelalter üblich war. Ein Reich kann als eine Gemeinschaft von Staaten beschrieben werden, die aus Menschen mit unterschiedlichen Ursprüngen, Religionen und Konfessionen oder aus weiteren verschiedenen kleinen Staaten bestehen – die dann zusammen um einen Monarchen versammelt sind.
In den Imperien ist der Zentralismus keine streng verfolgte Politik. Der Vergleich eines Reiches mit einem Bundesstaat ist aber auch nicht wirklich geeignet. In einer Zeit, in der menschliche und tierische Arbeitskraft für Transport und Kommunikation verwendet wurde, bestand das Imperium aus finanziell autonomen Akteuren mit wenigen unspezialisierten bürokratischen Mitarbeitern.
Das System
Das Osmanische Reich bestand aus Provinzen (Eyalet), die Provinzen bestanden aus Bezirken (sancak) und die Bezirke widerrum bestanden aus Verwaltungsbezirken (qada). Gouverneure waren sowohl politische Diplomaten als auch Militärkommandanten der Provinzen und Bezirke. Qadis waren Richter, politische Herrscher und die Bürgermeister der Verwaltungsbezirke. Es gab in Provinzen und Bezirken, zusätzlich zu den Gouverneuren, auch Kadis. Sie hatten juristische Aufgaben und dienten als Bürgermeister. Sowohl Gouverneure als auch Kadis wurden von der Zentralverwaltung bezahlt, sie hatten den Status von Beamten.
Dieses System wurde auf den strikten Kontakt zwischen administrativen, finanziellen und militärischen Akteuren aufgebaut. Das Einkommen aus den Territorien, das durch den Krieg gewonnen und so in die Hände des Reiches übergegangen war, wurde von Offizieren, den sogenannten „Sipahi" (Kavalleristen) gesammelt, die unter dem Gouverneur dienten. Dieses Einkommen wurde verwendet, um die Soldaten des Reiches zu versorgen.
Das Osmanische Reich hatte auch Provinzen, die allein von der administrativen Hierarchie regiert wurden. Durch die Annahme der osmanischen Schirmherrschaft waren diese Provinzen in ihren inneren Angelegenheiten in weiten Teilen autonom. Sie zahlten eine bestimmte Steuer an das Zentrum und schickten auch Truppen für Militärkampagnen. Diese Provinzen wurden „mumtaz eyalat" (privilegierte Provinzen) genannt.
Autonomie
Nach der Eroberung gewährte das Osmanische Reich einigen Staaten einen gewissen Teil an Autonomie, dies hatte politische, historische, finanzielle, religiöse und soziale Gründe. Die Osmanen zogen es vor, die ehemaligen Dynastien in den meisten dieser Staaten unberührt zu lassen. Die Region Dubrovnik, die im 14. Jahrhundert die osmanische Schirmherrschaft akzeptierte, war die erste autonome Provinz des Osmanischen Reiches.
In einigen dieser Provinzen gab es fast keine muslimischen Gemeinschaften. Es war klar, dass man angesichts der ohnehin schon niedrigen Einwohnerzahl keine neuen Siedlungen in diesen Gebieten errichten konnte. Zum Teil gewährte das Reich diesen Provinzen zusätzliche Privilegien.
Diese Methode, die Ähnlichkeit zur Regelung im Römischen Reich aufweist, wurde seit Anbeginn der islamischen Geschichte angewandt: Eilat, Oman und Najran in der Zeit des Propheten Muhammad; Tihama in der Zeit des Kalifen Umar; Nubien in der Zeit des Kalifen Uthman; und Armenien in der Zeit des Kalifen Muawiyah, waren autonome Provinzen.
Nicht alles ist gleich
Die Verwaltungsmerkmale der autonomen Provinzen waren aus historischen und politischen Gründen nicht alle gleich. Einige dieser Provinzen, wie Moldawien und die Walachei wurden - ähnlich wie die gewöhnlichen osmanischen Provinzen und ihre Verwalter - vom Zentrum ernannt, während andere, wie Dubrovnik, ziemlich schwache Verbindungen zum Zentrum pflegten, weil sie sich für eine Selbstverwaltung entschieden hatten.
In einigen Provinzen, wie der Krim, mussten die Verwalter von einer bestimmten Dynastie abstammen. Obwohl einige dieser Provinzen ihren Herrscher autonom gewählt hatten, mussten die Ernennungen von Verwaltern aus Konstantinopel zusätzlich bestätigt werden. Alle von ihnen mussten Steuern an die Zentralverwaltung zahlen und Truppen für Kriegskampagnen schicken.
Territorien wie Böhmen, Polen, Moskau, Oman, Aceh, Kaschgar, Gujarat, Marokko und Bornu waren nicht in das Reich eingegliedert. Alle Beziehungen zu diesen Staaten wurden im Rahmen politischer und militärischer Allianzen durchgeführt.
Das Byzantinischen Reich, in den frühen Perioden des Osmanischen Reiches; und während der Rumelien-Expeditionen - Serbien, Bosnien, Herzegowina, Montenegro und Bulgarien - mussten Steuern und Soldaten an das Osmanische Reich schicken. Nach und nach wurden sie alle in das Reich eingegliedert und bestanden dann als gewöhnliche Provinzen fort.
Beste Verwaltung
Als das Osmanische Reich mit der Zeit seine Macht verlor, trennten sich zugleich auch einige autonome Provinzen wie die Krim und Aerdeal vom Reich. Seit der Zeit von Sultan Mahmud II., der auf eine Stärkung der Zentralverwaltung zum Schutz der übrigen Provinzen bedacht war, wurde der autonome Status einiger Provinzen wie Kurdistan abgeschafft. Diese Provinzen wurden in gewöhnliche Provinzen verwandelt, und der Status anderer Provinzen wie Rumänien, Libyen und Hejaz wurde verengt.
Andererseits wurde für einige ältere Provinzen ein autonomer Status gewährt – z.B. für Bulgarien und Serbien, die nationalistischen Umwälzungen unterzogen waren. Dazu gehörten auch einige problematische Provinzen wie Libanon und Ägypten. Das Reich hatte bis zu seinem letzten Tag autonome Regionen.
Die Dezentralisierung ermöglichte eine leichtere Verwaltung des Imperiums, das sich auf eine große Fläche mit Gesellschaften unterschiedlichen Ursprungs und unterschiedlicher Religion verteilte. Autonome Provinzen waren lange Zeit dem Machtzentrum untergeordnet.
Der britische Diplomat Sir Charles Eliot, der zwischen den Jahren 1893 und 1898 in Konstantinopel war, erwähnt das alte System in seinen Memoiren als solches: „Das alte System war besser. Ohne Zweifel waren die Gouverneure strenger, aber zumindest waren sie besser darin, für das Wohl der Einheimischen zu handeln."