Die Geschichte des Honigs

ISTANBUL
Veröffentlicht 11.08.2017 00:00
Aktualisiert 11.08.2017 18:26

Honig ist eines der ältesten Lebensmittel, die den Menschen bekannt ist, aber diese natürliche Leckerei ist viel mehr als nur ein Süßungsmittel. Der Honig ist auch eine wirksame Medizin gegen Beschwerden und wirkt wie ein natürliches Schutzschild gegen Infektionen

Heilige Bücher beschreiben das Paradies als einen Ort, wo die Flüsse mit Honig fließen. Tatsächlich hat der Koran eine eigene Sure mit dem Namen „Nahl" (arab. „Biene"), die über Bienen und Honig handelt. Darin heißt es in etwa: „Honig birgt Heilung für die Menschen." Ebenso hätte der Prophet Mohammed Honig gegen Bauchschmerzen empfohlen, er soll auch das Trinken von im Wasser geschmolzenen Honig, auch bekannt als „Honig-Sorbet", geliebt haben.

Schau dir diese Bienen an!

Die Biene wird in der islamischen Kultur bewundert, dort symbolisiert sie auch Jene, die eine Mission zum Wohle der Menschheit verfolgen. Im Gegensatz dazu präsentiert die östliche Materialistische Philosophie die Ameise als die fleißigste und entschlossenste Lebensform - auch wenn die Ameise in Bezug auf die heutigen Menschen nicht wirklich produktiv ist. Die Biene wurde von vielen alten Städten und Staaten - einschließlich Ephesus im archaischen Zeitalter - als Symbol verwendet. Ebenso war sie auf dem Wappen der „Mutterlandspartei" (ANAP) abgebildet. Diese war in der Türkei eine politische Partei, die von Turgut Özal, dem verstorbenen Präsidenten, gegründet wurde.

Es ist bemerkenswert, dass Bienen ihre Waben in funktionellen sechseckigen Mustern konstruieren, eine Form, die es der Biene ermöglicht, darin bequem zu manövrieren. Wenn die Waben eine quadratische Form gehabt hätten, würden die runden Bienen es schwer haben, ihren Körper durch die Räume zu quetschen. Und wenn die Bienen kreisförmige Strukturen gewählt hätten, wäre der Großteil des Raumes innerhalb des Bienenstocks verschwendet worden, während Sechsecke perfekt zusammenpassen, was zu einer maximalen Honigspeicherung führt.

Taschen voll mit Honig

Trotz seiner schmackhaften Eigenschaft, war Honig zunächst als Medizin verwendet worden. Im vierten Jahrhundert v. Chr. habe es bereits der berühmte Arzt Hippokrates benutzt, um Lungen- und Herzkranke Patienten zu heilen oder auf offene Wunden zu legen. Weil es antiseptisch und konservierend wirkt, wurde Honig auch in alten Mumifizierungsritualen verwendet. Und in der Tat entdeckte man 13 Kilogramm Honig in einer 4.000 Jahre alten hölzernen Schüssel im Grab von Tutanchamun.

Die ersten Beispiele einer Bienenzucht in der anatolischen Region gehen zurück auf eine wichtige Phase der Zivilisation. Die Griechen lernten die Bienenzucht von den Ägyptern und nutzten Honig zur Mumifizierung der Leichen, einschließlich der Leiche von Alexander dem Großen. Auch die Assyrer haben Leichen mit Honig bearbeitet. In der Vergangenheit wären die enthaupteten Köpfe der Kriminellen in einer Tasche voller Honig in die Stadtmitte gebracht worden, um identifiziert zu werden. Die Dorfbewohner haben sogar Honig verwendet, um Butter zu konservieren.

Als gastfreundliche Geste präsentierten die Osmanen ihren Gästen oft einen Löffel Honig. In der Vergangenheit wurden die meisten Desserts und Sorbets auch mit süßem Honig zubereitet, da Zucker schwer zu bekommen war – er musste industriell hergestellt werden. Während der Wirtschaftskrise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Honig oft das einzige Dessert in der gesamten anatolischen Region.

Die Schwarzmeerregion ist berühmt für ihr Baklava mit einem Sorbet, der traditionell mit Honig anstelle von Zucker hergestellt wird. Ebenso ist Bursa berühmt für seine mit Honig bedeckten Kastanien. In Izmir wird den Gästen oft ein Dessert namens „Bezdirme" serviert, das mit Öl und Honig zubereitet wird. Das Mischen des gesunden Honigs mit Joghurt ist ebenfalls landesweit sehr beliebt.

Schlacht des „Verrückten Honigs"

Die Geschichte von der Niederlage des römischen Kommandeurs Gnaeus Pompeius Magnus gegen König Mithridates, dem König von Pontos, wurde von dem Historiker Strabo wie folgt erzählt: „Die römischen Truppen lagerten an der Schwarzmeerküste, die Soldaten begossen sich dann mit Honig aus giftigen Rhododendren. Die, die nicht zu viel davon aßen, konnten entrinnen, sie wurden betäubt und begannen zu träumen. Diejenigen, die zu viel aßen, haben ihr Bewusstsein völlig verloren. Infolge dessen konnten die Truppen von Mithridates die bewusstlosen Soldaten abschlachten."

Die Blumenarten, die von den Bienen besucht werden, spielen eine sehr wichtige Rolle. Wenn die Blume giftig ist, werden die Toxine auch auf den Honig übertragen. Die wilde Rose, oder die Bergrose der Schwarzmeerregion zum Beispiel, erzeugen eine bittere Geschmacksnote, dieser wird als „verrückter Honig" bezeichnet. Ein Teelöffel pro Tag soll laut Volkstradition Magen und Darmkrankheiten heilen. Allerdings kann der übermäßige Verzehr zu schweren Symptomen führen, einschließlich Erbrechen, Schwitzen, Schwindel, Ohnmacht oder Blutdruckabfall und in schweren Fällen sogar Herzinsuffizienz. „Verrückter Honig" ist in der Türkei eine der führenden Ursachen für Lebensmittelvergiftung. Zum Glück kann eine schnelle medizinische Intervention allen unerwünschten Folgen entgegenwirken.

„Möge dein Essen wie Honig sein!"

Als Sultan Mehmed II., der auch als Mehmed der Eroberer bekannt ist, den Rat gründete, sagte ein wohlwollender Dorfbewohner: „Oh mein mächtiger Sultan, möge dein Morgen glücklich sein, dein Mahl wie Honig und Sahne munden, und dein Weg aus Wiesen gesäumt sein." Erfreut über die Worte des Bauern, hat der Sultan den Mann großzügig belohnt. Die Zuschauer waren von der großzügigen Reaktion des Sultans überrascht, dieser entgegnete dem versammelten Volk: „Was sollte er anderes sagen, er wollte mich mit dem ihm am besten bekannten Ort und Essen segnen."

Die Blumen und andere Pflanzen, die von den Bienen benutzt werden, spiegeln sich in den kategorischen Namen des Honigs wider: Kastanienhonig, Kiefer Honig, Blütenhonig oder Macahel-, Anzer- und Erzurum Honig. Die Türkei ist weltweit führend in der Produktion von Kiefer Honig, der hauptsächlich in der türkischen Marmaris Region produziert wird. Wegen seines niedrigen Zuckergehalts hat es eine dunklere Farbe. Kiefer Honig ist ein lange haltbares Produkt in den Verkaufsregalen, weil er sich nur sehr langsam kristallisiert. Allerdings bevorzugen die meisten Blütenhonig, da sein Geschmack und Duft als angenehm empfunden werden.

Interessanterweise spiegelt sich diese süße Leckerei nicht nur in der Küche, sondern auch in unserer Kultur wider. Die Flitterwochen, also die ersten Tage eines Ehepaares werden „balayı" (Honigmond) genannt. Ebenso kann es in einem Traum viel Glück und eine freudige Zukunft verkünden. In der Literaturgeschichte wurde Honig wiederholt als Synonym für Schönheit, Gnade und Güte verwendet.

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