Noch vor der Immunschwächekrankheit Aids ist Tuberkulose nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weiterhin die tödlichste Infektionskrankheit der Welt.
1,6 Millionen Menschen starben 2017 an Tuberkulose, wie die WHO in ihrem neuen Jahresreport berichtet. An den Folgen von Aids starben nach UN-Angaben im selben Jahr rund 940 000 Menschen. Mit Antibiotika ist Tuberkulose heilbar, ohne Behandlung kann sie tödlich sein.
Der am Dienstag in New York veröffentlichte Tuberkulose-Bericht geht von schätzungsweise zehn Millionen Menschen aus, die 2017 weltweit an Tuberkulose erkrankten. Offiziell verzeichnete die WHO zwar nur 6,4 Millionen Fälle. Die Schätzung liegt aber deutlich höher, weil Fälle oft nicht gemeldet oder falsch diagnostiziert würden.
HIV-Infizierte erkranken besonders leicht an Tuberkulose. Wegen ihres geschwächten Immunsystems haben sie ein bis zu 50-fach erhöhtes Risiko. Eine Tuberkulose-Infektion kann wiederum den Ausbruch von Aids beschleunigen. Beide Krankheiten verstärken sich also gegenseitig und gelten deshalb als tödliches Duo.
Teils wird Tuberkulose als «Armutskrankheit» bezeichnet, weil sie vor allem in strukturschwachen Regionen in Afrika, Osteuropa und Zentralasien verbreitet ist. Zwei Drittel der Neuinfektionen wurden 2017 in Indien, Indonesien, China, Pakistan, Bangladesch, Nigeria, Südafrika und auf den Philippinen registriert.
In den meisten Ländern sei ein Ende der als TBC bekannten Krankheit eher ein «Ziel als Wirklichkeit», heißt es im Bericht. Tuberkulose-Fälle gibt es aber weltweit und in allen Altersgruppen. In Europa sowie Nord- und Südamerika wurden sechs Prozent aller Fälle gemeldet. Rund ein Viertel der Weltbevölkerung ist mit entsprechenden Bakterien infiziert, aber nur ein kleiner Anteil der Infizierten erkrankt auch an TBC.
In der Behandlung gibt es aber auch Fortschritte. Zwischen 2000 und 2017 entgingen dank entsprechender Behandlung schätzungsweise 54 Millionen TBC-Kranke dem Tod, heißt es bei der WHO. Die Sterblichkeitsrate der Erkrankten fällt demnach pro Jahr um rund drei Prozent.
Kommende Woche ist in New York am Rande der UN-Generaldebatte ein hochrangiges Treffen zu dem Thema geplant. Dabei wollen sich Staats- und Regierungschefs sowie weitere hochrangige Vertreter dem Kampf gegen die Krankheit verpflichten. Gesundheitsminister aus rund 70 Ländern hatten in Moskau im November bereits angekündigt, ihr Engagement zur Ausrottung der Krankheit bis 2030 zu steigern. Für dieses Ziel werde aber immer noch nicht genug getan, warnte die WHO.