Familien, die in Armut leben und Sozialleistungen beziehen, leiden stärker unter psychosozialen Belastungen als andere. So geben 28,4 Prozent der Befragten mit Sozialleistungsbezug vier und mehr Belastungsmerkmale an wie Gewalt in einer Partnerschaft, lautstarke Auseinandersetzungen, eine ungeplante Schwangerschaft oder Anzeichen einer Depression, wie aus einem am Mittwoch von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln veröffentlichten Datenreport hervorgeht. Bei Eltern ohne staatliche Unterstützung sagen dies nur 3,7 Prozent.
Umgekehrt gibt die Hälfte der Familien, die keine Sozialleistungen beziehen, an, unter keinen psychosozialen Belastungen zu leiden. Bei den armen Familien sind dies nur 12,5 Prozent.
2015 galten 17 Prozent aller Familien in Deutschland mit minderjährigen Kindern als armutsgefährdet. Armutsgefährdet bedeutet, dass das monatliche Nettoeinkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung beträgt.
Der Bericht befasst sich auch mit Faktoren, die es Kommunen erschweren, mehr Gesundheitsfachkräfte in den frühen Hilfe für betroffene Familien einzusetzen. Demnach nennt mehr als die Hälfte der Kommunen Fachkräftemangel und zu knapp bemessene Finanzen als Grund für eine Unterversorgung.
Beispielsweise wird nur knapp jede fünfte Familie, die in Armut lebt und angesichts der Mehrfachbelastung in der Fürsorge für ein Neugeborenes beeinträchtigt ist, von einer Familienhebamme betreut. Angesichts des Geburtenanstiegs müsse mit einer wachsenden Versorgungslücke gerechnet werden.
Der Datenreport wurde vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen, dem Forschungsverbund des Deutschen Jugendinstituts und der Technischen Universität Dortmund erstellt.