Deutschlands Geburtsstationen in der Krise – Wo soll das hinführen?

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 14.04.2017 00:00
Aktualisiert 14.04.2017 10:34
Deutschlands Geburtsstationen in der Krise – Wo soll das hinführen?

Dem deutschen Gesundheitssystem wird oft vorgeworfen, die Patienten nicht gleichberechtigt zu behandeln. Während Privatpatienten nach wie vor bevorzugt werden, sieht es bei Kassenpatienten – wenn man bedenkt, dass Deutschland eines der reichsten Länder in Europa ist – ganz anders aus. Viele beklagen sich über lange Wartezeiten und kurze „Express-Behandlungen", so überrascht es kaum, dass nun auch Engpässe in den Geburtsstationen ersichtlich werden. Besonders betroffen seien die Frauen, die zur Weihnachts- und Neujahreszeit eingeliefert werden, so ein Artikel im „Stern" mit Berufung auf einen Hinweis einer Hebamme aus dem Ruhrgebiet, die per Facebook schrieb: „Sie wünschen sich ein Kind? Trotzdem sollten Sie (...) bis ungefähr nach Ostern besser verhüten."

Solche Missstände würde man eigentlich in Ländern der Dritten Welt erwarten, aber nicht in Deutschland. Es gebe immer weniger Geburtshelferinnen. 40 Prozent der Geburtsstationen hätten dicht gemacht. „Enorme Überstunden" und schlechte Bedingungen würden die Hebammen zwingen, ihren geliebten Job aufzugeben.

Laut offiziellen Statistiken des Bundesamtes, gab es vor 15 Jahren bundesweit 8559 Hebammen, 58 Prozent davon arbeiteten jedoch nur in Teilzeit. 2015 gab es zwar 9081 Hebammen, aber nun waren es ganze 72 Prozent mit geringfügiger Beschäftigung. Die Zahl der Krankenhäuser, die Geburtshelferinnen fest anstellten ging von 761 auf 542 zurück. Das sind 29 Prozent weniger als im Jahr 2002. Viele Kliniken hätten ihre Geburtsstationen sogar abgeschafft.

Besonders kritisch sei die Situation vor allem deswegen, weil Deutschland den größten Babyboom seit 30 Jahren erlebe. Die Kliniken seien darauf nicht vorbereitet.

Im Vergleich dazu: Die AK-Partei, die in Deutschland gerne dämonisiert wird, nicht zuletzt deswegen, um von den eigenen innenpolitischen Problemen abzulenken, kann ganz andere Statistiken aufweisen: Laut offiziellen türkischen Statistiken, stieg die Zahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen von 177.780 im Jahr 2002 auf 404.508 im Jahr 2014 an. Das ist ein Zuwachs von 128 Prozent. In der selben Periode stieg das Budget für das Gesundheitswesen um ganze 465,5 Prozent.

Die Zahl der Kliniken stieg seit 2002 um 12 Prozent, von 774 auf 886. Schwangere Mütter, die kurz vor der Geburt stehen und keine Möglichkeiten haben ein Krankenhaus zu erreichen, werden zuhause betreut, so dass eine gesunde Geburt gewährleistet werden kann.

Außerdem wurden in 71 Provinzen 234 Gesundheitszentren mit 926 Betten zur Unterstützung bedürftige Mütter errichtet.

Die Sterberate bei der Geburt ging in den letzten Jahren stark zurück. 2002 starben bei der Geburt durchschnittlich 31,5 von 100.000 Neugeborenen, heute lediglich 7,8. Ziel ist es die Zahl so weit wie möglich zu reduzieren.

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