Steigende Ölpreise haben die Inflation in Deutschland im Mai auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr gehievt. Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 2,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "Zuletzt war die Inflationsrate im Februar 2017 so hoch gewesen", teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in einer ersten Schätzung mit. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf 2,1 Prozent gerechnet. Die Teuerungsrate liegt damit in der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone über der Zielmarke von knapp zwei Prozent, die die Europäische Zentralbank (EZB) als ideal für die Wirtschaft ansieht. In den beiden Vormonaten hatte sie noch 1,6 Prozent betragen.
Für den Anstieg maßgeblich verantwortlich sind die Energiepreise. Kraftstoffe wie Benzin kosteten teilweise rund neun Prozent mehr, Heizöl in einigen Bundesländern gut ein Fünftel mehr als vor Jahresfrist. Auch Lebensmittel verteuerten sich überdurchschnittlich. "Wir bekommen derzeit aus mehreren Ecken Inflationsdruck", sagte Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel. "Der Aufschwung dauert nun schon sehr lange, was sich in steigenden Löhnen widerspiegelt. Das sollte sich über kurz oder lang in einer höheren Inflation niederschlagen." Die Unternehmen dürften steigende Personalkosten auf ihre Kunden abwälzen.
Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 1,7 Prozent. Wegen der im gesamten Euro-Raum noch niedrigen Inflation will die Europäische Zentralbank ihre Nullzinspolitik in diesem Jahr fortsetzen. Experten der Investmentbank Nomura rechnen erst im September 2019 mit einer ersten Zinserhöhung.