"Bild" wirft "Focus-Online" Abschreiben vor und klagt

REUTERS
BERLIN
Veröffentlicht 18.01.2017 00:00
Aktualisiert 18.01.2017 13:10
DPA

Der Streit zwischen dem Axel-Springer -Konzern und "Focus-Online" um Bezahl-Inhalte eskaliert. Die "Bild"-Zeitung wirft dem Internetportal systematisches Abschreiben vor und hat beim Landgericht Köln eine wettbewerbs- und urheberrechtliche Klage eingereicht, wie die Berliner am Dienstag mitteilten. Der Burda-Verlag wollte sich nicht dazu äußern.

Das Urteil könnte sich auf die gesamte Branche auswirken. Viele Medien versuchen angesichts sinkender Auflage und fallender Werbeumsätze, mit journalistischem Inhalt im Internet Geld zu verdienen.

Bei diesem sogenannten paid content gilt Springer als Vorreiter. Konzernchef Mathias Döpfner setzt immer stärker auf das Digitalgeschäft und will Nutzer möglichst zur Kasse bitten. Nun sieht Springer dieses Geschäftsmodell in Gefahr. Mit der Klage wende man sich dagegen, "dass 'Focus Online' systematisch exklusive Bezahl-Inhalte von Bild-Plus abschreibt und zum Teil des eigenen Geschäftsmodells macht", das vor allem an Reichweite orientiert sei.

"Bild" und der "Digitale Hühnerdieb"

Springer hat nach eigenen Angaben über mehrere Monate Artikel aus dem Bezahl-Angebot von "Bild" (BildPlus) mit Berichten auf der Webseite des Münchner Magazins verglichen.

"Leider mussten wir dann feststellen, dass 'Focus Online' systematisch vorgeht und unsere exklusiven Geschichten stiehlt und verwertet", sagte Julian Reichelt, Chefredakteur von "Bild-Digital". Er hatte "Focus-Online" bereits in der Vergangenheit über Twitter vorgeworfen abzuschreiben. So nannte Reichelt "Focus-Online"-Chef Daniel Steil, einen ehemaligen "Bild"-Journalisten, Mitte 2015 einen "digitalen Hühnerdieb".

Reichelt sprach nun von einem "Angriff auf unser paid content Modell". "Damit zerstört Focus Online unsere Branche", sagte der Springer-Manager zu Reuters. "Wenn sich die Stärksten nicht wehren, wehrt sich keiner."

Ein "Focus"-Sprecher wollte sich nicht äußern: "Die Klage liegt noch nicht vor." Ein Gerichts-Sprecher sagte, Springer habe die Klage am 12. Januar bei der Justiz eingereicht.

Springer verlangt offiziell "Unterlassung, Auskunft und Schadensersatzfeststellung". "Focus Online" soll also mit seinem Vorgehen aufhören und etwa angeben, wie viel Gewinn sie über Werbeeinnahmen rund um die betroffenen Artikel gemacht haben. Zudem soll es Schadenersatz geben. Dies dürfte aber eher in einem zweiten Gerichtsprozess geklärt werden. Die Branche dürfte mit Spannung das Verfahren verfolgen. "Das ist juristisches Neuland", sagte Springer-Anwalt Felix Stang.

Nach seinen Worten handelt es sich eher um ein "wettbewerbliches und datenbankrechtliches Problem". "Wenn man den einzelnen Artikel betrachtet, wird da urheberrechtlich sauber vorgegangen", sagte Stang zu Reuters. "Es werden nicht Formulierungen, sondern Inhalte übernommen - und fast immer mit einem Verweis auf die Bild-Zeitung." Durch das systematische Vorgehen von "Focus-Online" sei allerdings die "Grenze des Zulässigen überschritten".

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