Verkehrsexperten fordern schärfere Tempolimits

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GOSLAR
Veröffentlicht 22.01.2019 00:00
Aktualisiert 22.01.2019 13:15
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Vor Beginn des Deutschen Verkehrsgerichtstags in dieser Woche in Goslar sind Forderungen nach schärferen Tempolimits auf deutschen Straßen laut geworden.

Nur so könne die Zahl der Verkehrstoten weiter gesenkt werden, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Michael Mertens.

«Wenn wir uns nicht damit abfinden wollen, dass jedes Jahr rund 3200 Menschen im Straßenverkehr ums Leben kommen, müssen wir uns etwas einfallen lassen», sagte Mertens. «Dabei spielt die Begrenzung der Geschwindigkeit eine wichtige Rolle.» Die Unfallforscher der Versicherer halten ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen für diskussionswürdig. «Die Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen den Fahrspuren nehmen immer mehr zu», sagte Leiter Siegfried Brockmann.

Der ADAC hält statt genereller Tempolimits Beschränkungen auf unfallträchtigen Strecken sowie bauliche Maßnahmen für sinnvoll. Gefährliche Kreuzungen auf Landstraßen müssten zu Kreisverkehren ausgebaut und Überholstreifen angelegt werden, so die Forderung. Innerstädtisch sollten zusätzliche Ampeln für Fußgänger installiert werden.

Ex-Grünenchef Cem Özdemir hält ein Tempolimit auf Autobahnen für ein «Gebot der Vernunft». Dies sagte er am Dienstag im ARD-Morgenmagazin zur Debatte über eine Geschwindigkeitsbegrenzung für den Klimaschutz. «Das ist so ein bisschen, wie wenn Sie mit Amerikanern über das Recht, Waffen zu tragen, diskutieren», sagte er. «Diese Debatte in Deutschland wird leider sehr irrational geführt.» Die meisten Ländern der Welt haben Tempolimits auf Autobahnen.

Die Grünen fordern seit Jahren ein Tempolimit. Sie argumentieren, wenn Autos schneller führen, stießen sie mehr CO2 aus, es gebe schwerere Unfälle und einen schlechteren Verkehrsfluss. Özdemir sagte, ihm sei bewusst, dass seine Partei mit ihrer Forderung und solchen Argumenten keine Mehrheit habe. «Ich weiß, das ist in Deutschland so, als wenn Sie für Männer eine Art amtlich verfügte Potenzminderung durchsetzen würden.»

Eine von der Bundesregierung beauftragte Expertenkommission mit Vertretern arbeitet zurzeit an Vorschlägen für mehr Klimaschutz. Hintergrund sind Klimaschutz-Ziele der Bundesregierung bis 2030. Am Freitag waren Überlegungen einer Arbeitsgruppe der Kommission bekannt geworden - darunter ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen, höhere Spritkosten und eine Quote für Elektroautos. Der CO2-Ausstoß im Autoverkehr ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Schuld daran sind mehr Autos, höhere Fahrleistungen und immer stärkere Motoren.

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