Fall Khashoggi: Türkei durchsucht am Montag saudiarabisches Konsulat

AFP
ANKARA
Veröffentlicht 15.10.2018 00:00
Aktualisiert 15.10.2018 16:04
AP

Im Fall des vermissten Journalisten Jamal Khashoggi wird die Türkei nach Angaben eines Diplomaten das saudiarabische Konsulat in Istanbul am Montag durchsuchen. "Es wird erwartet, dass eine Durchsuchung gegen Abend stattfinden wird", sagte ein türkischer Diplomat. Demnach beteiligen sich auch saudiarabische Behörden an der Aktion. Das Verschwinden Khashoggis sorgt seit Tagen international für Aufsehen.

Um die Durchsuchung des Konsulats und die damit zusammenhängenden Ermittlungen hatte es ein tagelanges Tauziehen zwischen beiden Ländern gegeben. Demnach beharrte die türkische Polizei darauf, das chemische Mittel Luminol einsetzen zu dürfen, mit dem sich in der Kriminalistik auch geringste Mengen von Blut nachweisen lassen.

Von Khashoggi fehlt seit einem Besuch im saudiarabischen Konsulat in Istanbul am 2. Oktober jede Spur. Türkische Ermittler gehen davon aus, dass der saudiarabische Journalist und Regierungskritiker in dem Konsulat von Agenten seines Landes ermordet wurde. Saudi-Arabien bestreitet dies, ist aber den Beweis schuldig geblieben, dass Khashoggi das Gebäude lebend verließ.

Zeitungsberichten zufolge soll es Ton- und Videoaufnahmen aus dem Konsulat geben, die beweisen, dass der 59-Jährige im Konsulat verhört, gefoltert und ermordet wurde. Anschließend sei seine Leiche zerteilt worden.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan telefonierte am Sonntag erstmals seit dem Verschwinden Khashoggis mit Saudi-Arabiens König Salman. In dem Gespräch sei es darum gegangen, "Licht in den Fall" zu bringen, verlautete aus dem türkischen Präsidialamt.

Unterdessen wurde die Liste der Unternehmenschefs länger, die wegen Khashoggis Verschwinden ihre Teilnahme an einer Wirtschaftskonferenz in Saudi-Arabien absagten. Der US-Sender CNBC berichtete, auch der Chef der US-Bank JP Morgan, Jamie Dimon, und Ford-Verwaltungsratspräsident Bill Ford hätten ihre Reise zu dem auch "Wüsten-Davos" genannten Treffen abgesagt. Zuvor machten bereits der britische Milliardär Richard Branson und Uber-Chef Dara Khosroshahi einen Rückzieher.

Zu ihrer Zusage stehen bislang Siemens-Chef Joe Kaeser und auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde. Auch US-Finanzminister Steven Mnuchin will kommen. US-Präsident Donald Trump hatte am Wochenende eine "schwere Strafe" angedeutet, sollte sich der Verdacht gegen Riad bestätigen.

Die saudiarabische Börse erholte sich am Montag nach starken Kurseinbrüchen am Vortag wieder. Zwei Stunden nach Handelsbeginn verzeichnete der Leitindex Tasi ein Plus von 1,8 Prozent.

Die Bundesregierung äußert sich zu dem Fall bisher eher zurückhaltend. Zwar forderte Außenminister Heiko Maas Saudi-Arabien wiederholt zu einer raschen Aufklärung auf. Über mögliche Sanktionen oder andere Konsequenzen äußerte er sich aber nicht. Die Regierung könne "nicht im Vorgriff auf mögliche Ermittlungsergebnisse argumentieren", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.

Ein im kanadischen Québec lebender Kritiker der saudiarabischen Monarchie verdächtigte das Königreich, sein Telefon gehackt und seine Gespräche mit Khashoggi vor dessen Verschwinden abgehört zu haben. Seine Anschuldigungen werden von einem kürzlich veröffentlichten Bericht einer Forschungseinrichtung der Universität Toronto untermauert. Demnach sei es "sehr wahrscheinlich", dass saudiarabische Behörden Omar Abdulaziz' Telefon knackten.

Khashoggi war im September 2017 aus Furcht vor einer Festnahme in die USA ins Exil gegangen, wo er unter anderem für die "Washington Post" schrieb.

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