Zum 200. Geburtstag von Karl Marx hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einer umfassenden Auseinandersetzung mit Werk und Persönlichkeit des einflussreichen Philosophen aufgerufen. "Ich glaube: Wir Deutschen, 2018, sollten Karl Marx weder überhöhen noch aus unserer Geschichte verbannen", sagte Steinmeier am Donnerstag in Berlin. "Wir müssen uns vor Marx nicht fürchten - noch müssen wir ihm goldene Statuen bauen."
"Kurzum: Marx soll streitbar bleiben", betonte der Bundespräsident laut Redetext bei einem Podiumsgespräch "200 Jahre Karl Marx - Geschichte und Aktualität" im Schloss Bellevue. "Karl Marx war, in all seiner Widersprüchlichkeit, ein großer deutscher Denker", sagte Steinmeier.
Ihn als solchen anzunehmen, "das können wir, denn wir sind ein Land, für das es geradezu identitätsstiftend ist, die Widersprüche unserer Geschichte anzunehmen, die Abgründe neben den geistigen Höhen". Die Doppeldeutigkeit im Falle Marx gebe es "vielleicht in besonderer Weise im Osten unseres Landes", fügte das Staatsoberhaupt hinzu.
"Ich habe Ostdeutsche getroffen, die beides sind: froh, ihn los zu sein - den Marx, mit dem die ganze Unfreiheit des SED-Regimes verbrämt wurde. Und zugleich hoffend, dass ein anderer Marx noch viel zu sagen hat: über die Gefahren eines ungezügelten Kapitalismus und über die Möglichkeit einer gerechteren und humaneren Wirtschaftsordnung."
Marx wurde am 5. Mai 1818 geboren. Seine Theorien und Bücher machten Geschichte, allen voran sein Hauptwerk "Das Kapital". Doch wegen des Einflusses seiner Arbeiten auf die kommunistischen Ideologien blieb sein Name auch stets umstritten.
Zum 200. Geburtstag des Philosophen finden unter anderem in seiner Geburtsstadt Trier in diesem Jahr große Jubiläumsausstellungen statt. Am Freitag soll das Jubiläumsprogramm offiziell mit einem Festakt eröffnet werden, bei dem EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker die Festrede halten wird.
rh/cfm