Als kurz vor dem Tag der Deutschen Einheit im Jahr 2016 Sprengsätze in Dresden explodierten, sorgte dies bundesweit für Aufsehen. Die Sicherheitsvorkehrungen für die zentralen Feierlichkeiten in der sächsischen Landeshauptstadt wurden noch einmal verschärft. Fast anderthalb Jahre nach den Anschlägen auf eine Moschee und ein Kongresszentrum beginnt am Mittwoch der Prozess gegen einen 31-Jährigen vor dem Dresdner Landgericht. Ein Urteil wird Anfang April erwartet.
Die Generalstaatsanwaltschaft Sachsen hatte im September vergangenen Jahres Anklage erhoben. Dem Beschuldigten Nino K. werden unter anderem versuchter Mord und Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vorgeworfen. Er soll am 26. September 2016 drei selbstgebaute Rohrbomben vor der Fatih-Moschee per Zeitschaltuhr gezündet und mehrere Behälter mit brennbarer Flüssigkeit dort abgelegt haben.
Der Anklage zufolge wusste K., dass sich der Imam, seine Frau sowie die damals sechs und zehn Jahre alten Söhne zu diesem Zeitpunkt im Gebäude befanden. Sie alle blieben bei dem Anschlag unverletzt. Durch die Wucht der Explosion wurde die Eingangstür nach innen gedrückt und die Fassade beschädigt. Nach Auffassung der Generalstaatsanwaltschaft passierte nur deshalb nichts Schlimmeres, weil der Sprengsatz nicht vollständig zündete.
Wenig später explodierte dann auf der Terrasse des Internationalen Congress Centrums am Elbufer ein weiterer Sprengsatz, der vom dem Beschuldigten gebaut worden sein soll. Auch in diesem Fall blieb es bei Sachschäden.
Wenige Tage nach den Anschlägen fand am 3. Oktober in Dresden die zentrale Feier zum Tag der deutschen Einheit statt. Die Anschläge lösten auch deshalb erhebliche Besorgnis aus, die Polizei befand sich im "Krisenmodus". Am Rande der Feierlichkeiten traf sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) damals mit der Familie des Imam, die im Prozess nun als Nebenklägerin auftritt.
Auf die Spur kamen die Ermittler Nino K. schließlich, nachdem sich der Tatverdacht gegen ihn unter anderem aufgrund von DNA-Spuren und Zeugenaussagen verdichtete. Er wurde im Dezember 2016, zweieinhalb Monate nach der Tat, auf einer Baustelle in Hessen festgenommen, wo er arbeitete.
Nach Überzeugung der Ermittler wollte der mutmaßliche Täter noch weitere Anschläge begehen. Der 31-Jährige habe dafür einen 4,6 Kilogramm schweren Spreng- und Brandsatz gebaut, der in seiner Wohnung gefunden wurde. Demnach stellte K. im September 2016 zwei weitere Brandsätze her, die er aber nicht verwendete. Beide wurden später in der Elbe gefunden.
Über den Angeklagten wurde bislang wenig bekannt. Den Angaben zufolge trat er 2015 einmal öffentlich als Redner bei einer Kundgebung der islamfeindlichen Pegida-Bewegung in Dresden auf. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Beschuldigte als Einzeltäter handelte. Für den Prozess sind insgesamt 13 Verhandlungstage geplant, ein Urteil soll am 5. April fallen.