Der Schiefe Turm von Pisa ist vielleicht ein wenig schief geraten, aber in jedem Fall deutlich zu erkennen. Die Akropolis, die Kirche Sagrada Familia, die Sphinx - alles aus feinem Sand.
Viele bekannte Gebäude aus Touristenhochburgen verzieren in Duisburg einen riesigen Sandhaufen - die höchste Sandburg der Welt. 16,68 Meter ist sie hoch, von Experten mit Lasertechnik gemessen.
Am Freitag bescheinigte Jack Brockbank von der auf kuriose Rekorde spezialisierten Firma «Guinness World Records» dem Bauwerk die Rekordhöhe. «Es ist toll», sagte der Schiedsrichter. Er war eigens aus London angereist, nachdem er Anfang der Woche noch einen Weltrekordversuch im «Die meisten Chicken Nuggets in drei Minuten essen» begutachtet hatte. Hier blieb es beim Versuch.
Den haben sie in Duisburg auch schon hinter sich. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Duisburger Reiseveranstalter Schauinsland Reisen viele Tonnen Sand aufschütten lassen, um einen neuen Höhen-Weltrekord für Sandburgen aufzustellen. Wegen eines Teileinsturzes wurde der Rekord aber knapp verfehlt. Jetzt galt es, die aktuelle Rekordhöhe von 14,84 Metern zu übertreffen, die erst im Frühjahr an der indischen Ostküste erreicht worden war.
Für den neuen Anlauf nahmen die Burgenbauer viel mehr Sand. 3500 Tonnen sollen es sein. «Es ist eine Mischung aus sehr feinem Quarzsand und Silbersand. Es ist ein ganz edler Sand», erklärt der künstlerische Projektleiter und Sandskulpturen-Experte Benno Lindel (59). Viele Schwemmanteile wirkten wie eine Art Klebstoff. Solch ein Sand werde sonst etwa für Reitplätze verwendet. Am Ende sprühen die «Sandcarver» genannten Künstler noch ein Mittel auf Eiweißbasis darauf als Oberflächenschutz. «Es macht die Skulptur bis zu einem gewissen Grad gegen Regen und Wind resistent.»
Nur dreieinhalb Wochen hat der Bau gedauert: Aufschichten, verdichten und dann verzieren. 19 Sandkünstler aus zehn Ländern haben Motive aus dem Haufen mit Spachteln, Bürsten, Harken und anderem Werkzeug herausgearbeitet. Eine von ihnen ist Patricia Leguen aus dem kanadischen Saskatoon. 61 Jahre alt ist die Künstlerin, die auch als Übersetzerin arbeitet. Die letzten acht Tage hat sie mitgemacht. Von ihr stammt eine mehrere Meter große Schildkröte am Fuß der Burg. «Es ist harte Arbeit, aber es macht Spaß.» Es sei sehr beruhigend und gebe ein gutes Gefühl. Die Künstlerin kennt sich nicht nur mit Sand aus: Im Winter schnitzt sie auch Skulpturen aus Schnee und Eis.
Der Veranstalter hat an der Burg eine Art Strand aufschütten lassen. Von Anfang an kamen viele Menschen und schauten zu. 180 000 zählte Schauinsland. Rund 3000 Neugierige kamen am Freitag zur offiziellen Rekord-Abnahme, viele nicht zum ersten Mal. Etwa ein 47-Jähriger aus Essen mit seiner Tochter Larissa (10). Gefällt ihr ein Motiv besonders? «Ich finde alles schön hier», sagt sie. Ihr Vater hebt die vielen versteckten Details hervor und zeigt auf einen Kletterer, der eine Wand erklimmt.
«Ich finde das faszinierend, was man aus Sand so alles machen kann», sagt eine 35-Jährige aus Duisburg. Die Burg soll mindestens bis zum 24. September stehen bleiben und dürfte dann auch eine der am häufigsten fotografierten Sandburgen sein.