Neues Video zur Polizeibrutalität in Duisburg: Polizei tritt am Boden liegenden Türken gegen Kopf

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 29.06.2017 00:00
Aktualisiert 30.06.2017 12:23
IHA

Hässliche Szenen von unverhältnismäßiger Polizeigewalt spielten sich am Sonntagabend im Duisburger Stadtteil Burghausen ab. Der 49-jährige Mehmet Kara, der in der Gemeinde für seine ehrenamtliche Tätigkeit bekannt ist, wurde von Polizisten krankenhausreif geschlagen. Er konnte lediglich seine Ausweispapiere nicht vorzeigen, wohnte jedoch am Ort der Polizeikontrolle.

Zunächst waren nur zwei Polizisten vor Ort. Schon dort kam es zu direkten Handgreiflichkeiten gegen den Mann. Danach holten die Beamten Verstärkung – wieso man das tat, weiß keiner. Etwa 50 Polizeibeamte sollen dann vor Ort gewesen sein. Auch die Menschen aus der Gemeinde eilten herbei, als sie hörten, was sich dort gerade abspielte. Knapp 250 Bürger sollen es gewesen sein, die ihre Solidarität bekundeten und sich demonstrativ gegen das Verhalten stellten – friedlich, ohne Gewalt, anders als die Polizeibeamten, die den wehrlosen Mann später in den Hausflur zerrten, da sie sich dort scheinbar unbeobachtet fühlten. Doch glücklicherweise waren dort Kameras angebracht, die alles ganz genau filmten.

Auf den Aufnahmen ist deutlich zu sehen wie mehrere Beamte den Mann gewaltsam zu Boden bringen, nachdem sie außer Sichtweite der versammelten Menschen sind. Mindestens einer der Beamten tritt danach mehrmals gegen den Kopf des am Boden liegenden Mannes, er hält sich danach am Kopf und kann kaum mehr aufstehen. Anschließend musste er ins Krankenhaus gebracht werden. Der Mann habe Anzeige erstattet.

Die Polizeisprecherin sagte jedoch gegenüber „Focus Online", der Mann wäre „von Anfang an aggressiv" aufgetreten. Auf den Videos sieht man aber eher einen trägen und ruhigen Mann, ohne hektische Bewegungen oder gar Gewaltanwendung. Ein 37-jähriger Bruckhausener, der den Tathergang filmte, wurde später festgenommen. Die Polizei will von ihrer eigenen Schuld nichts wissen und beschreibt die versammelte Menge als bedrohlich. Sie sollen die Polizei angeblich beleidigt haben.

Beweise gibt es hier jedoch scheinbar keine. Denn die braucht es auch oftmals nicht. Die Aussagen von Polizisten werden von der Justiz schon fast wie Beweise behandelt. Es ist schwer gegen einzelne Polizisten etwas zu bewirken. Der Staat und die Justiz scheinen der Polizei in dieser Hinsicht einen Freifahrtschein zu gewähren. Daher bleibt

Laut Fatih Zingal, dem Politischen Sprecher der „Europäisch-Türkischen Demokraten in Europa" (UETD), habe der Oberbürgermeister der Stadt Duisburg das Geschehen unter anderem wie folgt kommentiert: „Asozial bleibt asozial, egal aus welchem Land jemand stammt". Damit bezog der Bürgermeister schnell Stellung, noch bevor Details überhaupt bekannt wurden. Anscheinend ist sein Vertrauen in die Polizei größer, als sein Vertrauen in die Bürger der Stadt, die er zudem als „asozial" diffamiert.

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