Die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD), hat jüngst ihre Rolle beim Völkermord an den Herero in der Kolonialzeit aufgearbeitet und die Nachfahren der Opfer um Vergebung gebeten. In einem Interview der „Deutschen Welle" nahm Bischöfin Petra Bosse-Huber Stellung zum Thema. Bisher hatte man sich hierzu nicht geäußert.
Bosse-Huber ist der Meinung, die Erklärung sei „lange überfällig" und es wäre gut, dass sie nun komme. Der „lutherische Weltbund" hätte in der Vergangenheit bereits deutliche Zeichen gesetzt, indem man „1984 eine ihrer Mitgliedskirchen wegen ihres Verhältnisses zur Apartheid und zum Rassismus suspendierte." Man sei nun an weiteren „Versöhnungsschritten" interessiert.
„Da gab es Pfarrer und Diakone, die sich ganz klar auf die Seite der namibischen Bevölkerung gestellt haben und das Unrecht der Enteignung, der Verfolgung und des Rassismus angeprangert haben. Und es gab eine andere Gruppe in der Rheinischen Mission, die sich sehr reichskonform verhalten hat und dem Kaiser sehr nahe stand. Wir als Rechtsnachfolger des evangelischen Preußischen Oberkirchenrates wissen zwar jetzt, dass niemand, der dort eingesetzten Pfarrer direkt zur Vernichtung aufgerufen hat, aber die Nähe zu den Schutztruppen und den Siedlern war so eng, dass sie auch an keiner Stelle Widerstand geleistet haben gegen die Gräueltaten . Dafür können wir nur um Vergebung bitten."; sagte die Bischöfin
In der aktuellen Aufarbeitungsphase wäre man auch auf Widerstand gestoßen. Die Erklärung sei „das Ergebnis eines langen Prozesses." Es habe „schon Überzeugungsarbeit gebraucht", und es hätte „auch Widerstand" gegeben.
Bezüglich der weiteren Schritte sagte sie, es gehe „um die Identifizierung und Gestaltung von Gedenkorten zum Genozid, sowohl in Namibia als auch in Deutschland." „An solchen Orten des Massenmordes" gebe „es an vielen Stellen keine Hinweise und keinen Ort des Innehaltens." Dies sei „schwer erträglich."
Auch hätte man die Toten nach Deutschland verschleppt und dort für ihre Zwecke missbraucht: „Zudem geht es um die Frage der Überbringung der sterblichen Überreste von Opfern, die immer noch in Deutschland ruhen. Die sind damals zu angeblich medizinischen Zwecken nach Deutschland verbracht worden. Das waren Schädel von Menschen der einheimischen Bevölkerungsgruppen. Die Rückführung muss in einer angemessenen und würdigen Art und Weise passieren. Wenn man Afrika ein bisschen kennt und weiß, welche Bedeutung Ahnen haben; weiß man, welche unglaubliche Kränkung damit verbunden ist."
Bischöfin Petra Bosse-Huber ist seit dem Jahr 2014 Vizepräsidentin des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und leitet die Hauptabteilung Ökumene und Auslandsarbeit, sowie das Amt der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK).