Angesichts neuer Vorwürfe gegen Daimler im Abgas-Skandal hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) Vertreter des Autoherstellers nach Berlin zitiert. Die Untersuchungskommission Volkswagen des Ministeriums habe Daimler zu einer "Sondersitzung" eingeladen, um den Vorwürfen nachzugehen, teilte das Ministerium mit. Diese Sondersitzung solle bereits am Donnerstagnachmittag stattfinden.
Daimler ist einem Medienbericht zufolge tiefer in den Skandal um manipulierte Abgaswerte verwickelt als bislang angenommen. "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR berichteten unter Berufung auf einen Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Stuttgart, der Hersteller habe in Europa und den USA zwischen 2008 und 2016 mehr als eine Million Autos mit unerlaubt hohem Schadstoffausstoß verkauft. Wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen könne möglicherweise sogar die Zulassung widerrufen werden.
Daimler hat betont, das Unternehmen kooperiere "vollumfänglich mit den Behörden". Die Gefahr "einer Stilllegungsverfügung" sieht das Unternehmen nicht.
Die Untersuchungskommission Volkswagen war nach Bekanntwerden des Dieselskandals eingesetzt worden. Volkswagen hatte im September 2015 illegale Abgas-Manipulationen bei weltweit elf Millionen Dieselautos zugegeben. Nach Tests an weiteren Dieselfahrzeugen verschiedener Hersteller in Deutschland sagten Porsche, Volkswagen, Audi, Opel und die Daimler-Tochter Mercedes im April 2016 zu, bei insgesamt 630.000 Fahrzeugen die Abgasreinigung nachzubessern. Sie betonten dabei stets, es handle sich um eine "freiwillige Service-Aktion".