Die Polizeidirektion von Istanbul hat schockierende Details im Fall Khashoggi enthüllt, wonach die Verlobte des Journalisten nur knapp dem Tod entkam.
Im Jahresbericht der Istanbuler Polizei geht man davon aus, dass der saudische Wächter vor dem Konsulat eine Schlüsselfigur darstellt und einiges zur Aufklärung beitragen kann. Dieser habe am Tag der Ermordung Jamal Khashoggis seine wartende Verlobte Hatice Cengiz nicht gemeldet. Sie habe sich zur Tatzeit in der Nähe des Konsulats aufgehalten. Sie sei dadurch einer möglichen Tötung entkommen. Ob er die Anwesenheit der Verlobte bewusst verschwieg, bleibt unklar. „Die Wache erwähnte gegenüber den Saudis im Konsulats nicht, dass Khashoggi jemanden draußen auf ihn warten ließ.", heißt es im Polizeibericht.
Die Vernichtung der Indizien für den Mord sei den Tätern nicht schwer gefallen. Denn das saudi-arabische Generalkonsulat verfüge unter anderem über zwei Brunnen und einen mit Erdgas sowie einen mit Holz befeuerten Ofen. Bei einer Innentemperatur der Öfen von rund 1.000 Grad hätten praktisch alle DNA-Spuren vernichtet werden können.
Skurril erscheint, dass das Mordkommando direkt nach der Tat 32 Portionen rohes Fleisch bestellte. Was den Verdacht verstärkt, dass die Leiche des Journalisten zumindest teilweise verbrannt wurde. Die später im Konsulat zur Reinigung verwendeten Chemikalien seien zur Vernichtung möglicher Beweisrückstände gedacht gewesen, steht im Bericht.
Die Anti-Terror-Abteilung der Polizeidirektion habe nach dem Vorfall insgesamt 224 Anrufe und Nachrichten von verschiedenen Leuten erhalten. Jene aus den USA seien besonders interessant gewesen. Eine Person, die angeblich der NASA nahestand, habe behauptet, dass die Saudis Khashoggi nach Kairo gebracht und ihn dort getötet hätten. Die Polizei habe jeden Bericht sorgfältig geprüft und nach seiner Glaubwürdigkeit untersucht.
Khashoggi war im Oktober vergangenen Jahres von einem Mordkommando im saudischen Konsulat in Istanbul getötet worden. Der Verbleib der Leiche ist bisher immer noch nicht aufgeklärt. Die saudische Königsfamilie bestreitet nach wie vor ihre Beteiligung an der Tötung des Journalisten. Kritiker des Regimes sehen im saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman den Hauptverantwortlichen für den Mord.
Saudi-Arabien lehnt bis heute die Auslieferung der bekannten Drahtzieher in die Türkei ab. Die saudische Regierung ließ 21 Personen in Untersuchungshaft nehmen, von denen 11 bereits vor Gericht gestanden haben sollen. In fünf Fällen seien Todesurteile ausgesprochen worden, erklärte die saudische Staatsanwaltschaft.