WhatsApp-Gründer Koum verlässt Facebook

DPA
SAN JOSE
Veröffentlicht 01.05.2018 00:00
Aktualisiert 01.05.2018 13:11
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Der als Verfechter von Datenschutz und Verschlüsselung bekannte Mitgründer des Chatdienstes WhatsApp, Jan Koum, verlässt die Konzernmutter Facebook.

Es sei Zeit für ihn weiterzuziehen, schrieb Koum in einem Facebook-Eintrag. Die «Washington Post» berichtete, es habe Streit mit Facebook um die Datennutzung sowie die strikte Verschlüsselung bei WhatsApp gegeben. Zudem hätten Pläne, bei WhatsApp Werbung einzuführen, für Konflikte gesorgt, schrieb das «Wall Street Journal».

Koum, der auch unter dem Dach von Facebook WhatsApp-Chef geblieben war, machte keine weiteren Angaben zu Gründen für seinen Abgang. Sein Mitgründer Brian Acton hatte die Firma bereits im vergangenen Jahr verlassen. Facebook-Chef Mark Zuckerberg dankte ihm und versicherte, dass Werte wie Verschlüsselung immer im Kern von WhatsApp bleiben würden. Koums Ankündigung kam für Facebook zu einem ungünstigen Zeitpunkt am Vorabend der jährlichen Entwicklerkonferenz F8.

Koum und Acton hatten WhatsApp 2014 für rund 22 Milliarden US-Dollar (aktuell 18,1 Mrd Euro) an Facebook verkauft. Sie sicherten sich dabei weitreichende Unabhängigkeit. So blieb WhatsApp werbefrei und die Daten wurden zunächst komplett getrennt. Inzwischen gleichen WhatsApp und Facebook nach Angaben des Unternehmens Telefonnummern ab, um Spam herauszufiltern. Zugleich setzt WhatsApp aber auf sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der Nachrichten nur für Absender und Empfänger lesbar sind, aber nicht für die Firma selbst.

WhatsApp hat inzwischen mehr als 1,3 Milliarden Nutzer weltweit. Doch der Datenschutz-Fokus der WhatsApp-Gründer und deren prinzipielle Ablehnung von Werbung machten es für Facebook schwieriger, Geld mit dem teuer gekauften Dienst zu verdienen. Der «Washington Post» zufolge sperrten sich WhatsApp-Manager dagegen, Daten des Dienstes für übergreifende Nutzerprofile einzusetzen, bei denen auch Informationen von Facebook und der ebenfalls zum Konzern gehörenden Fotoplattform Instagram verknüpft würden.

In Europa waren schon erste Versuche, Informationen von WhatsApp mit Facebook auszutauschen, auf Widerstand von Datenschützern gestoßen. Und die EU-Kommission belegte das Online-Netzwerk vor einem Jahr mit einer Strafe von 110 Millionen Euro. Der Grund war, dass Facebook bei der Freigabe der Übernahme erklärte, es sei technisch nicht möglich, Daten von WhatsApp und des Online-Netzwerks zu verknüpfen - dann aber 2016 den Abgleich der Telefonnummern ankündigte.

Bei der jüngsten Aktualisierung der WhatsApp-Nutzungsbedingungen zur EU-Datenschutzverordnung hieß es ohne weitere Details, der Dienst wolle in der Zukunft näher mit Facebook zusammenarbeiten. Dabei wurde in Europa auch das offizielle Mindestalter für die Nutzung von 13 auf 16 Jahre angehoben, damit WhatsApp keine Zustimmung der Eltern einholen muss. Zugleich schreiben die Datenschutz-Regeln Firmen nicht vor, sich das Alter der Nutzer eindeutig bestätigen zu lassen.

Die Geschäftsidee bei WhatsApp war zuletzt die Möglichkeit, Unternehmen mit ihren Kunden kommunizieren zu lassen. Das Projekt steht jedoch erst am Anfang. Und auch hier gab es nach Informationen der «Washington Post» Differenzen: Facebook habe die Nutzung des Dienstes für Firmen vereinfachen wollen, nach Ansicht von WhatsApp hätte dies ein Aufweichen der Verschlüsselung erfordert. Beim zweiten Chatdienst des Online-Netzwerks, dem Facebook Messenger, ist die Komplett-Verschlüsselung nicht Standard, sondern kann nur für vertrauliche Unterhaltungen eingeschaltet werden.

Dem «Wall Street Journal» zufolge wollte Facebook die Werbung in der neugestalteten «Status»-Funktion unterbringen, in der für einen Tag Fotos und Videos platziert werden können.

Am Ende sei Koum der Meinungsverschiedenheiten überdrüssig geworden, schrieb die «Washington Post» unter Berufung auf informierte Personen. Andere WhatsApp-Mitarbeiter wollten im November gehen, wenn ihre Aktienoptionen fällig werden.

Koum schrieb, er werde sich nun eine Auszeit für Dinge außerhalb der Technologie-Branche nehmen, «zum Beispiel seltene luftgekühlte Porsche-Autos sammeln» sowie an seinen Autos arbeiten und Frisbee spielen. Der WhatsApp-Deal hatte den Einwanderer aus der Ukraine, dessen Familie einst auf Lebensmittel-Hilfen angewiesen war, zum Milliardär gemacht.

Acton verließ WhatsApp im vergangenen Herbst und investierte vor wenigen Monaten 50 Millionen Dollar in eine Stiftung, die Technologie für verschlüsselte Kommunikation entwickeln will. Im Zuge des Datenskandals ging er im März auf Distanz zu seinem früheren Arbeitgeber Facebook, als er sich den Aufrufen anschloss, das Online-Netzwerk zu verlassen: «Es ist an der Zeit», twitterte er zusammen mit dem damals populären Hashtag #deletefacebook.

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