Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat am Montag mit dem pakistanischen Ministerpräsidenten Imran Khan ein Telefongespräch über die Situation in der konfliktbeladenen Kaschmirregion geführt.
Indien hatte erst kürzlich den Sonderstatus von Kaschmir angesichts der zunehmenden Spannungen in der Region widerrufen. Die nationalistische Regierung will damit die Autonomierechte der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Provinz beschneiden und sie in das hinduistisch geprägte Indien integrieren.
Diplomatischen Quellen zufolge informierte Khan den türkischen Präsidenten über die jüngsten Entwicklungen. Erdoğan habe seine Forderung wiederholt, den Dialog zwischen den beiden Seiten zu stärken, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.
Am Montagmorgen hatte bereits das türkische Außenministerium in einer schriftlichen Erklärung Besorgnis über die einseitige Entscheidung Indiens kundgetan. Das Ministerium hoffe, dass das Problem im Rahmen der relevanten UN-Resolutionen und durch Dialog gelöst werden könne. Dafür müsse man die legitimen Interessen aller Menschen im indischen Verwaltungsbereich Jammu und Kaschmir respektieren. Die Türkei sei jederzeit bereit, eine Vermittlerrolle in dem Konflikt zu übernehmen.
Der Konflikt im Himalaya-Gebiet dauert bereits mehr als 70 Jahre an. Seitdem Britisch-Indien im Jahr 1947 unabhängig und in Indien und Pakistan geteilt wurde, streiten die beiden Länder um die gesamte Herrschaft über Kaschmir, zwei Kriege wurden deswegen bereits geführt. Beide Atommächte beherrschen jeweils einen Teil von Kaschmir, ein weiterer Teil gehört zu China.
Der per Dekret gestrichene Artikel 370 der indischen Verfassung garantierte dem indischen Teil Kaschmirs bisher unter anderem eine eigene Verfassung, eine eigenen Flagge und weitgehende Kompetenzen mit Ausnahme der Außen- und Verteidigungspolitik sowie der Telekommunikation. Nicht-Kaschmirern war es bislang verboten, permanent in der Region zu leben, Land zu kaufen oder für die Verwaltung zu arbeiten.