Nach US-Drohung: Russland gibt Lieferdatum für S-400 an Türkei bekannt

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 08.06.2019 14:38
AFP

Russland hat das Lieferdatum der S-400-Raketen an die Türkei bekanntgegeben, nachdem Washington zuvor mit einem Ultimatum Ankara gedroht hatte, den Kauf zu sanktionieren.

Die ersten russischen Luftabwehrraketen sollen nach Angaben ihres Erbauers in zwei Monaten geliefert werden. Mit der Türkei sei alles "auf dem richtigen Weg", sagte der Chef des staatlichen Rüstungskonzerns Rostec, Sergej Tschemesow, am Freitag dem Sender NTV. "Ich hoffe, wir beginnen mit der Lieferung in rund zwei Monaten."

Die USA hatten dem Nato-Partner Türkei eine Frist bis Ende Juli gesetzt, um auf den Kauf russischer S-400-Flugabwehrraketen zu verzichten. Das US-Verteidigungsministerium kündigte am Freitag Sanktionen für den Fall an, dass Ankara dieser Forderung nicht nachkommen sollte.

Bleibe die Türkei bei dem Rüstungsdeal mit Russland, würden derzeit in den USA an den F-35-Kampfflugzeugen der Nato trainierende Piloten der türkischen Luftwaffe ausgewiesen, drohte die für Rüstungsaufträge zuständige Staatssekretärin des Pentagon, Ellen Lord. Außerdem soll dann nach ihren Angaben die Beteiligung türkischer Unternehmen am Bau der F-35-Maschinen dauerhaft gekappt werden.

Zur Begründung des Ultimatums erklärte Lord, die Türkei habe bereits Personal nach Russland geschickt, um es an den Flugabwehrraketen ausbilden zu lassen. Der kommissarische US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan sagte vor Journalisten, er habe seinen türkischen Kollegen Hulusi Akar in einem Schreiben über Washingtons Entscheidung informiert.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte in dieser Woche den nach wie vor gültigen Kaufvertrag mit Russland nochmals betont. Seine Regierung habe nicht vor, davon "einen Rückzieher zu machen", erklärte er.

Der Deal führt seit längerem zu Spannungen zwischen der Türkei und den USA. Washington befürchtet, Russland könne Zugriff auf Flugzeugdaten der Nato erlangen. Ankara hingegen hält diese Behauptungen für überzogen und schlägt daher eine gemeinsame Arbeitsgruppe vor, um die Befürchtungen zu überprüfen. Bisher haben die US-Vertreter darauf nicht reagiert und stattdessen die türkische Teilnahme an der Produktion der F-35 bereits ausgesetzt. Türkische Firmen steuern zu der Maschine mehrere Bauteile bei.

Washington will, dass Ankara statt der S-400-Raketen das US-Patriot-System erwirbt. Dann könnte das gemeinsame F-35-Programm fortgesetzt werden, argumentieren Vertreter der US-Regierung. Die türkische Regierung hat auch hundert F-35-Maschinen bestellt.

Erdoğan wies die Forderung nach dem Kauf des Patriot-Systems unter anderem mit dem Argument zurück, Moskau habe ein besseres Angebot unterbreitet, das einen notwendigen Technologietransfer miteinbeziehe. Die USA seien aber nicht auf die Forderungen Ankaras eingegangen, mit Russland gleichzuziehen.

Russischen Nachrichtenagenturen zufolge geht es um den Kauf von vier Systemen im Wert von umgerechnet 2,2 Milliarden Euro.

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