Erdoğan kritisiert UEFA für fehlende Bereitschaft zu Veränderungen

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 01.10.2018 00:00
Aktualisiert 01.10.2018 17:10
Reuters

Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die Entscheidung der UEFA über die Vergabe der Fußball-Europameisterschaft 2024 an Deutschland kritisiert.

Das Exekutivkomitee der UEFA stimmte am vergangenen Donnerstag in Nyon mit zwölf zu vier Stimmen und einer Enthaltung für die deutsche Bewerbung. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin erklärte damit Deutschland als Ausrichter der EM 2024.

„Es ist immer dasselbe. Ihr vergebt zwei Weltmeisterschaften und eine Europameisterschaft an dasselbe Land und sagt, dieses oder jenes, wenn es sich um die Türkei handelt", beklagte Erdoğan. Die Infrastruktur und Stadien in der Türkei seien neuer und moderner ausgestattet als in Deutschland, so der türkische Präsident.

„Mich kümmert es eher wenig, um ehrlich zu sein", sagte Erdoğan und fügte hinzu, dass somit der Türkei die Kosten für die Organisation erspart blieben.

Deutschland hat bereits die EM 1988 ausgerichtet, während in der Türkei noch keine Fußball-EM stattgefunden hat. Auch die vergangene Bewerbung für die WM blieb ohne Erfolg.

Während die türkische Seite bei ihrer Bewerbung um die EM 2024 mit Istanbul und acht weiteren Städten unter dem Motto „Share together" auf neue Spielstätten, leidenschaftliche Fans und die Gastfreundschaft setzte, warb der DFB mit dem Motto „United by Football – Vereint im Herzen Europas" und präsentierte zehn Austragungsorte. Die Bewerbung Deutschlands galt aufgrund von Rassismus- und Korruptionsvorwürfen gegenüber dem DFB als kontrovers.

Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 und auch nach dem WM-Aus war der türkischstämmige Nationalspieler Mesut Özil mit rassistischen Anfeindungen konfrontiert gewesen. Schon lange vor dem WM-Aus herrschte in den deutschen Medien eine negative Berichterstattung über Özil, der aufgrund eines Fotos mit Präsident Erdoğan kritisiert wurde.

Der 29-jährige im Ruhrpott geborene Fußballer machte im Juli diesen Jahres in seiner Texttrilogie auf Twitter deutlich, dass er schon immer auf seine ethnische und religiöse Identität reduziert wurde: „Deutschtürke. Nur ich werde so bezeichnet. Bei Sami Khedira sagt keiner „der Deutsch-Tunesier" oder bei Lukas Podolski und Miroslav Klose „der Deutsch-Pole". Viele vergessen, dass ich in Gelsenkirchen geboren wurde, in Deutschland aufwuchs", sagte Özil im Jahr 2015 der „Sport-Bild". Auch kritisiert Özil in seinem Statement den DFB dafür, dass Lothar Matthäus für sein Foto mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin kein gesellschaftliches und mediales Bashing erfuhr, wie es bei ihm der Fall gewesen sei.

Özil warf dem umstrittenen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel fehlenden Rückhalt sowie fehlendes Interesse an seiner Position vor. Grindel verfolge eigene politische Interessen und ignoriere rassistische Tendenzen. Grindel gab später zu, dass er im Fall Mesut Özil nicht richtig gehandelt habe.

Das Image des DFB ist nicht nur in puncto Rassismus stark beschädigt, sondern auch wegen Korruptionsvorwürfen während der WM 2006. Der Deutsche Fußball-Bund soll laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung über Jahre hinweg systematisch Hinweise auf Korruption bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland vertuscht haben. Es handelt sich hierbei um ein Schmiergeld von 6,7 Millionen Euro. Die Kanzlei Freshfields, die im Auftrag des DFB die WM-Affäre untersucht hatte, teilte mit, dass Dokumente vorliegen, denen zufolge die Vergabe des Turniers 2006 nach Deutschland von Korruptionsversuchen begleitet gewesen sein könnte.

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