Beim ARD-Sommerinterview hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel zum wachsenden Alltagsrassismus und zu der Özil-Debatte geäußert.
Wenn sich Menschen wie der ehemalige Nationalspieler Özil nicht gut behandelt fühlten, müsse man das ernst nehmen, erklärte die Kanzlerin.
Sie habe zum Fall Özil „eine ganz klare Meinung". Man könne über sein Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan unterschiedlicher Meinung sein, aber „„die Art der Diskussion, die sich hinterher angeschlossen hat, hat mir zum Teil überhaupt nicht gefallen."
„Wenn uns jemand mit Migrationshintergrund, ob das jetzt nun Özil ist, oder jemand anderes ist, sagt: ‚Ich fühle mich nicht richtig behandelt in dieser Gesellschaft'. Dann muss ich dies zumindest ernst nehmen und mich darüber unterhalten", so Merkel.
Özil war vor der WM in Russland wegen Fotos mit Erdoğan in die Kritik geraten und erhielt rassistische Anfeindungen aus breiten Teilen der deutschen Gesellschaft. Im Juli trat Özil deshalb aus der Nationalelf zurück und wies darauf hin, dass deutsche Politiker und Fans ihn nach dem Erdoğan-Foto mitunter wüst beschimpft und damit ihre „zuvor versteckten rassistischen Tendenzen" offenbart hätten.
„In den Augen von Grindel und seinen Unterstützern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, aber ein Migrant, wenn wir verlieren", kritisierte Özil in seiner dreiteiligen Erklärung auf Twitter den DFB-Chef.
Merkel wies zudem die Behauptung zurück, dass sie kein klares Zeichen gegen den Rassismus gesetzt habe. Sie hätte mehrmals verdeutlicht, dass sie auch die Bundeskanzlerin von jungen Menschen mit Migrationshintergrund ist. Dasselbe gelte auch für diejenigen, die seit Generationen in Deutschland leben.