Präsidentensprecher Ibrahim Kalın hat am Mittwoch die Einmischung der USA in die türkische Justiz scharf kritisiert. Washington habe im Falle des unter Hausarrest sitzenden Pastors willkürliche Kommentare und Forderungen abgegeben, erklärte Kalın.
In einer schriftlichen Stellungnahme an die Nachrichtenagentur Reuters rief Kalın die USA dazu auf, die Unabhängigkeit der türkischen Justiz zu respektieren.
„Die Türkei ist ein Rechtsstaat und der Fall Andrew Brunson ist ein juristisches Problem. Es gibt einen laufenden Prozess im Zusammenhang mit dieser Person", so Kalın.
Es sei selbstverständlich, dass die Missachtung der Unabhängigkeit der türkischen Justiz nicht hingenommen werden könne.
Kalın erklärte, dass Boltons Äußerungen über die wirtschaftliche Situation der Türkei und Katars Unterstützung Beweis dafür seien, dass die US-Regierung einen Wirtschaftskrieg anzetteln wolle.
Dabei nutze die USA Handel, Zölle und Sanktionen, um einen globalen Handelskrieg zu entfachen. Die Türkei habe nicht die Absicht einen Wirtschaftskrieg zu beginnen, könne aber nicht dazu schweigen, so Kalın.
Die jüngste US-Politik stehe im Widerspruch zu den Prinzipen und Werten des Sicherheitsbündnisses Nato.
Die Beziehungen zwischen der Türkei und den USA haben sich in den letzten Wochen aufgrund des Konflikts um den US-Pastor Andrew Brunson drastisch verschlechtert. Der US-Pastor war im Dezember 2016 im westtürkischen Izmir wegen Terror- und Spionagevorwürfen inhaftiert worden. Ein Gericht wandelte seine Untersuchungshaft aufgrund gesundheitlicher Probleme in Hausarrest um. Er wurde aus dem Gefängnis entlassen, darf aber sein Wohnhaus nicht verlassen.
Brunson werden Verbindungen zur verbotenen Terrororganisation PKK und zur Gülen-Sekte (FETÖ) vorgeworfen, die für den Putschversuch im Juli 2016 verantwortlich ist.
Nachdem die Türkei den Forderungen Washingtons zur Freilassung des Pastors nicht nachgegangen war, verhängte die US-Regierung Sanktionen gegen die Innen- und Justizminister der Türkei. Die Türkei antwortete mit gleichen Sanktionen gegen US-Minister. Darauf folgte eine Verdopplung der US-Zölle für Aluminium- und Stahlimporte aus der Türkei. Ankara erwiderte die US-Sanktionen mit Strafzöllen auf zahlreiche US-Produkte.