Ankara hat Washington nach Angaben von US-Verteidigungsminister Jim Mattis vorab über die Offensive gegen den syrischen PKK-Ableger YPG in Nordsyrien informiert. "Die Türkei war ehrlich", sagte Mattis am Sonntag an Bord eines Militärflugzeugs. "Sie haben uns gewarnt, bevor sie die Luftangriffe starteten, und sie haben gesagt, dass sie es in Absprache mit uns tun." Jetzt berate das Pentagon gemeinsam mit dem Außenministerium über das weitere Vorgehen.
Die Sicherheitsbedenken der Türkei nannte der Pentagon-Chef "legitim". Das Land sei "der einzige Nato-Staat mit einem aktiven Aufstand innerhalb seiner Grenzen", sagte er mit Blick auf die international als Terrororganisation eingestufte PKK.
Die Türkei hatte am Samstag die Boden- und Luftoffensive "Operation Olivenzweig" gegen die sogenannten "Volksverteidigungseinheiten" (YPG) in der Region Afrin gestartet. Die YPG-Terroristen sind aus Sicht der USA "wichtige Verbündete des Westens" im Kampf gegen die Terrororganisation Daesh.
Entsprechend fielen die Reaktionen auf die Offensive des Nato-Staates aus. Das US-Außenministerium forderte Ankara auf, "Größe und Dauer" der Offensive zu beschränken. Auch müssten zivile Opfer vermieden werden. "Alle Parteien" müssten sich zudem auf den Kampf gegen Daesh konzentrieren. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) warnte vor "unkalkulierbaren Risiken" der militärischen Konfrontation. Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly forderte, die Kämpfe müssten "gestoppt" werden.
Am Montag will sich der UN-Sicherheitsrat mit der Lage in Syrien befassen. Geplant war bereits vor der türkischen Offensive, dass das Gremium einen Bericht des UN-Nothilfekoordinators Mark Lowcock über die humanitäre Lage in dem Land anhören wird. Am Sonntag sagten Diplomaten in New York, auf Antrag Frankreichs werde es auch um die syrisch-russische Offensive in Idlib gehen sowie um die türkische Offensive in Afrin.