Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen entschiedenen Kampf für Religionsfreiheit in Deutschland und weltweit gefordert. Der Staat müsse zwar zu religiöser und weltanschaulicher Neutralität verpflichtet sein, sagte Merkel am Dienstag bei der Feierstunde zum 500. Reformationsjubiläum in Wittenberge.
Aber Politik dürfe sich "nicht von der Aufgabe freimachen, ein gemeinsames Wertefundament zu beschützen und bewahren, das unerlässlich für ein gedeihliches und friedliches Miteinander ist", sagte sie. Dies gelte in Deutschland ebenso wie weltweit und sei eine gemeinsame Aufgabe von Politik und Kirche.
Merkel plädierte für ein reiches lebendiges religiöses Leben in Deutschland. Dies beinhalte die "ungestörte Religionsausübung für alle Gläubigen und jede Religionsgemeinschaft", mahnte sie. "So wie die Glaubensfreiheit stets vor religiösen Fanatismus geschützt werden muss, so erfordert die Glaubensfreiheit umgekehrt zugleich, die Religion vor Geringschätzung zu schützen", fügte sie hinzu.
Die Kanzlerin rief zudem zur Toleranz auf. "Wer die Vielfalt bejaht, muss Toleranz üben. Das ist die historische Erfahrung unseres Kontinents", sagte sie. "Wir haben gelernt, dass die Toleranz die Seele Europas ist." Ansonsten sei keine offene Gesellschaft möglich. In der globalisierten Welt stehe die Anerkennung von Pluralität und kultureller sowie religiöser Vielfalt aber vor einer zentralen Herausforderung. "Toleranz endet dort, wo unsere grundgesetzlich verbürgten Freiheitsrechte missachtet oder gar mit Füßen getreten werden", betonte sie.