EU-Minister Ömer Çelik: Wir sind enttäuscht von Merkel

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LONDON, Grossbritannien
Veröffentlicht 15.09.2017 00:00
Aktualisiert 16.09.2017 17:31
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Die türkische Regierung wirft Deutschland und der EU-Kommission vor, das Land in historisch schwieriger Lage im Stich zu lassen. "Wir sind in der Tat enttäuscht von (Bundeskanzlerin Angela) Merkel und einigen anderen in der EU", sagte der türkische Europa-Minister Ömer Çelik am Donnerstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

"In einer der schwierigsten Zeiten in unserer Geschichte wurden wir von unseren Freunden und Verbündeten im Stich gelassen", sagte Çelik. Auf die Frage, ob sein Land sich verraten fühle, antwortete der Minister mit "Ja".

Çelik reagierte auf die jüngste Kehrtwende in der deutschen Türkei-Politik. Merkel und SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hatten sich in ihrem TV-Wahlduell für einen Abbruch der Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei ausgesprochen und entsprechende Initiativen bei den EU-Partnern angekündigt. Auch EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hatte eine EU-Mitgliedschaft der Türkei auf "absehbare Zeit" ausgeschlossen..

Çelik warf Türkei-Kritikern wie Merkel vor, durch die Konfrontation mit der Türkei von eigenen Problemen ablenken zu wollen. "Die EU hat echte Probleme - wir wissen nicht, wie der Brexit sich auswirken wird, sie kriegen die illegale Migration nicht unter Kontrolle, es gibt Schwächen in der europäischen Terrorismus-Abwehr und es gibt dringenden Reformbedarf", sagte der konservative Politiker: "Aber sie schieben das alles beiseite und schüren die Gegensätze mit der Türkei, um ihre vitalen internen Probleme zu vertuschen."

Çelik plädierte trotz seiner scharfen Kritik für eine Fortsetzung des Dialogs mit Europa und schlug ein Gipfeltreffen vor. "Wir haben unser Ziel einer EU-Vollmitgliedschaft nicht aufgegeben. Wir sind gerne bereit, nach Lösungen zu suchen, um uns nach vorne zu bewegen", sagte Çelik.

Die EU-Staats- und Regierungschefs werden im Oktober auf einem Gipfeltreffen in Brüssel über die Türkei beraten. Merkel hatte angekündigt, bei dem Treffen über eine Aussetzung oder einen Abbruch der Beitrittsverhandlungen diskutieren zu wollen. Ein Treffen der EU-Außenminister hatte vor kurzem aber kaum Unterstützung für die deutsche Position erbracht. Auch Frankreich tritt hier auf die Bremse.

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