Fast 400 Flüchtlinge haben nach Behördenangaben die spanische Exklave Ceuta in Marokko gestürmt. Wie die örtliche Präfektur am Freitag mitteilte, gelang es den Migranten am frühen Morgen, an zwei Punkten die sechs Meter hohe Grenzanlage zu durchbrechen. Das Rote Kreuz behandelte nach eigenen Angaben 103 Menschen mit leichten Verletzungen, 25 weitere wurden ins Krankenhaus gebracht.
Die Zeitung "El Faro de Ceuta" veröffentlichte auf ihrer Website Fotos von dutzenden Migranten, die jubelnd "Spanien" schrien, als sie Ceuta erreichten. Einige der Männer trugen weder Schuhe noch Hemd. Bis zum Mittag hatten die Behörden rund 20 Prozent der Flüchtlinge auf dem Gelände noch nicht ausfindig gemacht, wie Spaniens Innenminister Juan Ignacio Zoido sagte.
Die Menschen stammten nach Angaben der Behörden vor allem aus dem südlichen Afrika. Es war die größte Gruppe in einem Jahrzehnt, der es gelang, die Grenzanlage zu überwinden.
Carmen Echarri von "El Faro de Ceuta" sagte der Nachrichtenagentur AFP, die spanischen Sicherheitskräfte seien überrannt worden. Die Migranten seien an mehreren Stellen gleichzeitig angestürmt und hätten mit Scheren und anderen Schneidinstrumenten den Zaun attackiert. Spaniens Sicherheits-Staatsekretär José Antonio Nieto wollte noch am Freitag Ceuta besuchen.
Immer wieder versuchen Schutzsuchende, mit dem Vordringen auf die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla an der marokkanischen Mittelmeerküste EU-Boden zu erreichen. Die beiden Exklaven haben die einzigen EU-Außengrenzen auf dem afrikanischen Kontinent. Die Grenzanlagen bestehen aus zwei je sechs Meter hohen Zäunen, dazwischen erschwert ein Netz aus Stahlkabeln das Vorankommen.
Menschenrechtsorganisationen fordern regelmäßig von der UNO und der EU, Druck auf Spanien auszuüben, damit Flüchtlinge einen Asylantrag stellen können statt abgeschoben zu werden. 2016 kamen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) rund 18.000 Flüchtlinge in Spanien an.