Ankara bestellt deutschen Botschafter ein

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 07.12.2016 00:00
Aktualisiert 08.12.2016 15:14
dpa

Aus Verärgerung über die schlechte Behandlung der stellvertretenden türkischen Parlamentspräsidentin am Flughafen Köln/Bonn hat die Türkei am Mittwoch den deutschen Botschafter in Ankara, Martin Erdmann, einbestellt. Dort sei der Botschafter über das Unbehagen der Türkei wegen des Vorfalls informiert worden, sagte ein diplomatischer Vertreter der Nachrichtenagentur AFP in Ankara. Das Auswärtige Amt bestätigte ebenfalls, dass Erdmann wegen eines "konsularischen Einzelfalls" ins türkische Außenministerium gebeten wurde.

Die Vize-Parlamentspräsidentin Ayşenur Bahçekapılı war nach eigenen Angaben am Montag wegen eines Passproblems eine Stunde lang am Köln/Bonner Flughafen von der Polizei festgehalten worden. Nachdem ihr sämtliche Unterlagen gestohlen wurden, darunter ihr Pass und ihr Parlamentsausweis, musste sie mit einem Ersatzausweis reisen. Sie habe erwähnt, dass sie eine Abgeordnete und die stellvertretende Präsidenten des türkischen Parlaments sei. „Jedoch hat man mir weder geglaubt, noch meinen Ersatzpass anerkannt", erklärte sie der Nachrichten Agentur Anadolu.

Nach Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan war der Abgeordneten der AK-Partei zuvor die Handtasche mit allen ihren Papieren gestohlen worden, und deshalb habe sie beim Konsulat einen Ersatzpass erhalten. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte dazu dem Kölner "Express", der Notpass habe kein Visum enthalten, deshalb sei Bahcekapili in den Diensträumen der Bundespolizei überprüft worden. Nach Absprache mit dem Konsulat, das ihren Diplomatenstatus bestätigte, habe sie ausreisen dürfen.

Nach einem 60-minütigen Aufhalten wurde sie bis zur Passkontrolle begleitet. „Wenn das eure EU ist, dann wollen wir sie nicht", sagte Bahçekapılı und kritisierte das unakzeptable Verhalten der deutschen Polizei. Im Anschluss drohte ihr die Polizei erneut und warnte sie ‚still zu sein', ansonsten würde sie festgenommen.

Erdogan reagierte am Mittwoch mit scharfer Kritik an den deutschen Behörden. "Ihr nehmt Terroristen auf und heißt sie willkommen. Aber Ihr lasst die Vize-Parlamentspräsidentin dieses Landes und ihre Delegation stundenlang warten. Sollten wir jetzt nicht dasselbe tun?", sagte er in einer Rede in Ankara.

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