Der britische Außenminister Boris Johnson mahnte seine europäischen Amtskollegen im Umgang mit den politischen Ereignissen in der Türkei. Viele EU-Länder würden schlicht überreagieren.
„Wir sollten die Türkei nicht in eine Ecke drängen. Wir sollten nicht in einem Maße überreagieren, dass nicht in unserem gemeinsamen Interesse ist", sagte Johnson dem britischen Fernsehkanal ITV News. Er betonte, dass die Türkei sich in einer sehr schwierigen Lage befinde. „Ein sehr ernstzunehmender Putsch" stelle das Land und seine Politik auf die Probe.
Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto bekräftigte ihn in seinen Aussagen, da „die Sicherheit der EU von der Stabilität der Türkei abhängt. Die EU brauche die Türkei, insbesondere während der Flüchtlingskrise. „Das Ende des Flüchtlingsdeals könnte die EU in große Schwierigkeiten bringen." Die EU solle sich mit Kritik gegen die Türkei vorsehen.
Noch zu Beginn des Jahres verstärkten sich die Beziehungen zwischen der EU und der Türkei. Der Flüchtlingsdeal zwischen der EU und der Türkei sollte Vorteile für beide Parteien bieten. Während die türkische Regierung den Influx von Flüchtlingen nach Europa eindämmte, sollte die EU rund sechs Milliarden Euro zur Verfügung stellen, um die Türkei zu unterstützen. Auch eine Visa-Freiheit für türkische Staatsbürger war in Aussicht.
Im Zuge der Aufarbeitung des Putschs aber kritisierte die EU die Türkei scharf. Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatten den Ausnahmezustand ausgerufen, um so die Verantwortlichen des Putschversuchs zur Verantwortung ziehen zu können. Die EU sah dies als Angriff auf die Demokratie und brachte EU-Beitrittsverhandlungen vorerst zum Stillstand.
Der Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz forderte sogar dazu auf, den Prozess gänzlich zu stoppen und wirtschaftliche Sanktionen gegen die Türkei in die Wege zu leiten.
Erdoğan verkündete daraufhin am Montag, dass er ein Referendum zur Abstimmung über einen Abbruch zu den EU-Beitrittsverhandlungen für das kommende Jahr plane.