Die durch ein Titelbild des Magazins "National Geographic" weltberühmte Afghanin Sharbat Gula ist im pakistanischen Peshawar festgenommen worden. Der Frau drohen sieben bis 14 Jahre Haft sowie eine Geldstrafe von bis zu 5000 Dollar, weil sie mit Hilfe falscher Papiere in Pakistan gelebt habe, sagte Shahid Ilyas von der pakistanischen Registrierungsbehörde Nadra am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP.
Gula war 1984 während der sowjetischen Besetzung Afghanistans von dem Fotografen Steve McCurry in einem pakistanischen Flüchtlingslager fotografiert worden. Die Aufnahme der damals Zwölfjährigen, die mit ihren grünen Augen direkt in die Kamera schaut, wurde zur Ikone der Reportage-Fotografie.
Nach 17-jähriger Suche fand McCurry die inzwischen erwachsene Frau in einem abgelegenen afghanischen Dorf wieder. Sie war inzwischen mit einem Bäcker verheiratet und hatte drei Kinder. Doch irgendwann kehrte sie dann wieder nach Pakistan zurück.
Im April 2014 habe Gula in Peshawar einen pakistanischen Personalausweis auf den Namen Sharbat Bibi beantragt, sagte Ilyas. Obwohl das pakistanische Personenregister digitalisiert ist, soll Gula wie tausende andere afghanische Flüchtlinge auch widerrechtlich an die Papiere gelangt sein. In dem Zusammenhang werde auch gegen drei Nadra-Mitarbeiter ermittelt, die Gula den Ausweis ausgestellt haben sollen. Sie sind seit Beginn der Ermittlungen vor zwei Jahren untergetaucht.
Mit einer großangelegten Kampagne suchen die pakistanischen Behörden Ausländer mit illegalen pakistanischen Personalausweisen. Seit Beginn der Kampagne wurden nach Nadra-Angaben 91 Millionen Ausweise überprüft, dabei wurden mehr als 60.000 falsche Ausweise bei Ausländern entdeckt. Fast 2500 der Betroffenen gaben die Papiere inzwischen freiwillig zurück, die meisten von ihnen Afghanen.
Insgesamt sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks 1,4 Millionen afghanische Flüchtlinge in Pakistan registriert. Hinzu kommen schätzungsweise eine Million nicht registrierter Flüchtlinge. Seit 2009 hat die Regierung in Islamabad den afghanischen Flüchtlingen im Land wiederholt Fristen für deren Heimkehr gesetzt, sie aber immer wieder verschoben. Unter den Flüchtlingen wächst nun aber die Furcht, die derzeit geltende Frist für kommenden März könnte endgültig sein.