„Lügen gilt in allen Religionen als große Sünde. Besonders schlimm ist es allerdings, wenn ein Priester, ein Rabbiner oder ein Hodscha die Unwahrheit sagt. Lügt aber Fethullah Gülen, der in Pennsylvania wohnende Prediger und Führer der Gülen-Bewegung, wundert mich das nicht", beginnt der der Bericht bei ‚Der Zeit'.
Nedim Şener, 50, der als investigativer Journalist in der Türkei arbeitet und bisher für seine Arbeit mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde, fand sich im Jahr 2011 hinter Gittern. Der Grund dafür, er schrieb ein Buch über den Anführer des Gülenisten-Terrorkults (FETÖ), Fethullah Gülen.
Vor zwei Wochen machte ‚die Zeit', ein Interview mit Fethullah Gülen. In diesem Interview wurde er gefragt, was er zu dem im Jahr 2011 verhafteten Journalisten Nedim Şener halte. Seine Antwort dazu: „Ich kenne ihn nicht. Sie kamen ins Gefängnis, weil sie Erdoğan kritisierten. Er hatte persönlich dafür gesorgt, dass gegen sie ermittelt wurde."
Das ärgerte Şener besonders, weil er seit längeren Jahren Nachrichten und Kolumnen gegen den Gülenisten-Terrorkult schreibt.
„Die wahre Geschichte sah anders aus", sagte Şener und erklärte, dass er als investigativer Journalist 2007 den Mord an Hrant Dink recherchierte. Dink, der Chefredakteur der türkisch-armenischen Zeitung Agos, wurde im Januar 2007 von einem jungen Attentäter auf offener Straße in Istanbul erschossen. „In diesen Recherchen stellten sich Polizisten, die zum FETÖ-Terrorkult gehörten, als Verantwortliche heraus. Ich konnte belegen, dass die Gülen-treuen Beamten von den Mordplänen wussten, ihn aber nicht verhinderten. Warum? Sie brauchten solch aufsehenerregenden Verbrechen, um sich die Unterstützung von Gesellschaft und Politik für ein Mammutstrafverfahren gegen Ultranationalisten, deren Untergrundorganisationen und verbündete Militärs zu sichern", sagte der Journalist und fügte hinzu, dass der Gülenisten-Terrorkult, mit falschen Aussagen und gefälschten Beweisen, Tausenden Menschen das Leben zur Hölle machte.
Am 15. Juli versuchte eine Gruppe des Gülenisten-Terrorkults (FETÖ) die demokratisch gewählte Regierung der Türkei zu stürzen. Der Putschversuch wurde von loyalen militärischen Truppen, zusammen mit Polizeieinheiten und Millionen von türkischen Bürgern, verhindert. 246 Menschen, hauptsächlich Zivilisten, wurden von den Putsch-Soldaten getötet, während mehr als 2.000 Menschen verletzt wurden.