Die Vereinten Nationen haben entsetzt auf Luftangriffe auf ein Krankenhaus und einen Markt in der von Huthi-Rebellen kontrollierten jemenitischen Stadt Hodeida reagiert. Der Vorfall sei "schockierend", sagte die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in dem Land, Lise Grande, am Freitag. Nach Angaben des Roten Kreuzes starben bei den Explosionen mindestens 55 Zivilisten, 170 weitere wurden verletzt.
Der Leiter einer Delegation des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Johannes Bruwer, im Jemen sprach in einer Erklärung von einer "verwerflichen" Missachtung menschlichen Lebens. Zugleich hieß es darin, die "genauen Umstände" der Explosionsserie seien ungeklärt. Diese hatten Hodeida am Donnerstag erschüttert und laut der Organisation unter anderem dicht bewohnte Gebiete in der Nähe des al-Thawra-Krankenhauses und einen lokalen Fischmarkt getroffen.
Nach vorherigen Angaben von Ärzten und Augenzeugen hatte es zwei Luftangriffe auf den Eingang des al-Thawra-Krankenhauses und den Fischmarkt gegeben, wobei mindestens 20 Menschen starben. Laut UNO ist die Klinik die größte im gesamten Jemen. An ihr hängt demnach die medizinische Versorgung von mehreren hunderttausend Menschen.
Im Jemen kämpfen vom Iran unterstützte schiitische Huthi-Rebellen seit 2014 gegen die Truppen des sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi. Diese werden von einer von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition unterstützt. Auch Saudi-Arabien ist sunnitisch.
Mit Unterstützung saudischer Truppen hatten Regierungssoldaten bereits vor einiger Zeit eine Offensive auf das von den Rebellen gehaltene Hodeida gestartet. Vergangenen Monaten hatten sie aber bekanntgegeben, den Vorstoß zu unterbrechen, um der UN Zeit für Friedensgespräche zu geben. Sie sind für Anfang September geplant.
Seit einigen Tagen nahm die Zahl der Angriffe rund um Hodeida aber wieder zu. Zuvor hatte Saudi-Arabien mitgeteilt, zwei saudische Öltanker seien vor der jemenitischen Küste von Huthi-Rebellen angriffen worden. Dort verläuft eine für die internationale Schifffahrt wichtige Handelsroute durch die Meerenge Bab al-Mandab.
Medien der Huthi-Rebellen beschuldigten die von Saudi-Arabien geführte Allianz, für die Angriffe in Hodeida verantwortlich zu sein. Deren Sprecher wies das zurück und beschuldigte die Rebellen.
Seit Beginn des blutigen Konflikts im Jemen wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fast 10.000 Menschen getötet und mehr als 55.000 weitere verletzt. Die UNO beschreibt die humanitäre Krise im Jemen als die derzeit größte weltweit. Millionen Menschen sind demnach von einer Hungersnot bedroht.