Die syrische Luftabwehr hat Berichten der Staatsmedien zufolge in der Nacht zum Dienstag Raketen über der Stadt Homs im Westen des Landes abgeschossen. Die Raketen seien in den "Luftraum über Homs eingedrungen", meldete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana. Das syrische Staatsfernsehen wertete den Vorfall als "Aggression". Israel erklärte, "keine Kenntnis" von dem Vorfall zu haben. Das Pentagon gab an, derzeit gebe es "keine US-Einsätze in der Gegend".
Berichten zufolge sollen die nächtlichen Angriffe auf Luftwaffenstützpunkte der syrischen Regimearmee abgezielt haben. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von heftigen Explosionen in der Nähe der Luftwaffenbasis Al-Schairat in der Provinz Homs sowie in der Region Kalamun bei Damaskus. Dort gibt es zwei weitere Luftwaffenstützpunkte. Der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, sagte, die Raketen hätten aber keinen der Stützpunkte getroffen.
Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten vor Ort. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Das syrische Staatsfernsehen wertete den Vorfall als "Aggression". Angaben dazu, wer für die Raketenangriffe verantwortlich sein könnte, machte der Sender aber nicht.
Ein Sprecher der israelischen Armee sagte der Nachrichtenagentur AFP zu Gerüchten, wonach es sich um einen israelischen Angriff gehandelt haben könnte, er habe keine Informationen "zu einem solchen Vorfall". Israel flog in der Vergangenheit mehrfach Angriffe auf syrische Einrichtungen.
Die Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums, Heather Babb, sagte, in der betroffenen Gegend in Syrien gebe es weder US-Einsätze noch Einsätze der US-geführten Koalition im Kampf gegen die Terrororganisation Daesh.
In der Nacht zum Samstag hatten die Streitkräfte der USA, Frankreichs und Großbritanniens Ziele in Syrien mit Raketen angegriffen. Nach Angaben aus Washington und Paris richteten sich die Angriffe gegen Einrichtungen zur Chemiewaffen-Produktion.
Der Westen macht die syrische Regimeführung für den mutmaßlichen Giftgasangriff vom 7. April in der Stadt Duma in der einstigen Oppositionsenklave Ost-Ghuta verantwortlich. Bei der Attacke wurden nach Angaben von Helfern mehr als 40 Menschen getötet.
Der syrische Luftwaffenstützpunkt Al-Schairat war im vergangenen Jahr Ziel eines US-Raketenangriffs als Reaktion auf einen mutmaßlichen Chemiewaffenangriff auf den von Oppositionellen gehaltenen Ort Chan Scheichun.
Am Mittwoch sollen sich unabhängige Ermittler der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) in Duma ein Bild von der Lage nach dem mutmaßlichen Angriff vom 7. April machen.
OPCW-Chef Ahmet Üzümcü sagte am Montag bei einer Dringlichkeitssitzung in Den Haag, Moskau und Damaskus hätten zunächst "Sicherheitsprobleme" angeführt, die dem Besuch in Duma noch im Wege stünden. Die Experten müssten aber "so schnell wie möglich" dorthin gelangen, da Beweise für den Einsatz chemischer Waffen extrem flüchtig seien.
Am Montagabend wurde dann in der russischen Botschaft in Den Haag der Mittwoch als Zieltag genannt. Bis dahin sollten die Straßen nach Duma von Minen geräumt sein. Die am Samstag angereisten neun Experten der OPCW sollten eigentlich bereits am Sonntag mit ihren Untersuchungen in Duma beginnen.
Der US-Vertreter bei der OPCW, Ken Ward, verdächtigte Russland, in Duma Beweise manipuliert zu haben. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte in einem Interview mit der BBC, er könne "garantieren", dass Russland den Ort des Geschehens nicht manipuliert habe.
Unterdessen legten die USA, Frankreich und Großbritannien im UN-Sicherheitsrat einen neuen Resolutionsentwurf vor. Ziel des Entwurfs sei unter anderem Schutz der Zivilbevölkerung und eine politische Lösung des Konflikts, sagte der französische UN-Botschafter François Delattre.