Bei einem stundenlangen Angriff auf ein Luxushotel in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind in der Nacht zum Sonntag mindestens 18 Menschen getötet worden. 14 der Toten waren nach Angaben des Innenministeriums Ausländer, darunter sechs Ukrainer. Bei dem zwölfstündigen Gefecht seien zudem alle sechs Angreifer getötet worden. Zu der Attacke bekannten sich die Taliban.
Es seien 14 Ausländer und vier Afghanen bei der Attacke getötet worden, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch. Außer den sechs Ukrainern machte er keine Angaben zu den Nationalitäten der ausländischen Opfer. Mehr als 160 Menschen seien gerettet worden, fügte er hinzu. Zuvor hatte das Innenministerium von sechs Toten und sechs Verletzten bei dem zwölfstündigen Angriff auf das Hotel Intercontinental gesprochen.
Laut Danisch waren unter den Toten elf Mitarbeiter der afghanischen Fluggesellschaft Kam Air. Deren Chef Samad Usman Samadi hatte zuvor gesagt, 42 seiner Angestellten seien zum Zeitpunkt des Angriffs im Hotel gewesen, 16 von ihnen würden vermisst.
Nach Angaben des afghanischen Außenministeriums war unter den Toten der ranghohe Diplomat Abdullah Pojan. Der Hohe Friedensrat, der sich um die Versöhnung mit den Aufständischen im Land bemüht, beklagte laut Danisch den Tod eines ihrer Mitglieder.
Der Angriff erfolgte am Samstagabend. Behördenangaben zufolge stürmten vier Angreifer das Hotel, eröffneten das Feuer und nahmen dutzende Menschen als Geiseln. Laut Innenministerium waren sie mit Handfeuerwaffen und Panzerfäusten bewaffnet. Spezialeinsatzkräfte wurden während der nächtlichen Attacke von Hubschraubern auf das Hoteldach heruntergelassen.
Hilfe bekamen die afghanischen Sicherheitskräfte von norwegischen Soldaten, wie Militärvertreter dem norwegischen Sender NRK sagten. Das skandinavische Land hilft seit dem Jahr 2007 bei der Ausbildung afghanischer Elitetruppen.
Auf Bildern des Senders Tolo News war dichter schwarzer Rauch über dem Hotel zu sehen. Flammen schlugen aus der obersten Etage des sechsstöckigen Gebäudes. Mehrere Menschen waren zu sehen, die versuchten, sich mit Hilfe von Bettlaken von einem Balkon im obersten Stockwerk abzuseilen. Einer von ihnen stürzte in die Tiefe.
Wegen einer für Sonntag geplanten Informationstechnologie-Konferenz war das Hotel gut besucht. In den vergangenen Tagen hatte es Warnungen der Sicherheitsbehörden gegeben, Hotels und andere von Ausländern aufgesuchte Orte zu meiden.
Innenministeriumssprecher Danisch sagte, erste Ermittlungen deuteten darauf hin, dass die Bewaffneten schon vor dem Angriff im Hotel gewesen sein könnten. Die Sicherheitsvorkehrungen am Intercontinental waren offenbar eher lax. Ein Hotelangestellter sagte AFP, die neuen Wachleute eines privaten Sicherheitsdienstes seien bei dem Angriff davongerannt.
Ein Taliban-Sprecher teilte in einer Bekenner-E-Mail mit, bei dem Angriff auf das Intercontinental Hotel seien "dutzende ausländische Invasoren und deren Marionetten" getötet worden.
Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte den "hinterhältigen Anschlag" auf das Schärfste. Deutschland stehe "fest an der Seite Afghanistans". Es werde die afghanische Regierung "weiter dabei unterstützen, das Land zu stabilisieren und seine Sicherheit zu verteidigen", erklärte eine Sprecherin.
2011 hatte es bei einem Selbstmordattentat im Intercontinental Hotel, zu dem sich die Taliban bekannten, 21 Tote gegeben. Im März 2014 waren bei einem Angriff auf das Luxushotel Serena in Kabul neun Menschen getötet worden, darunter ein AFP-Journalist.
Die Taliban schlugen am Wochenende auch andernorts zu. In einem Dorf der nordafghanischen Provinz Balch zerrten die Kämpfer in der Nacht Polizisten aus ihren Häusern und erschossen sie. Die Polizei sprach von 18 Toten.
In Herat im Westen des Landes wurden amtlichen Angaben zufolge mindestens acht Zivilisten getötet, als ein Fahrzeug über eine von den Taliban gelegte Mine fuhr.