Die USA, Frankreich und England schlossen sich zusammen. Unter Raketenhagel und Bombenregen zerstörten sie Chemiewaffenanlagen und deren Depots. Die Mission, bzw. der einmalige Schlag, wurde daraufhin als massiver Erfolg gewertet. Sie rühmten sich damit, Bashar Assad eine Lektion erteilt zu haben.
Ist das wahr? Haben sie dem Assad-Regime wirklich einen Schlag versetzt?
Am späten Freitag und frühen Samstag haben amerikanische, französische und britische Kampfflugzeuge und Raketen insgesamt 16 Ziele in ganz Syrien getroffen. Darunter waren auch zwei Einrichtungen, die als wichtige Chemiewaffenlabore galten. Das Assad-Regime selbst war jedoch nicht ins Visier genommen worden. Folglich wurde der Präsidentenpalast in Damaskus auch nicht angegriffen.
Bereits ein Tag danach sind Aufnahmen aufgetaucht, worauf zu sehen ist, wie Assad seinen Palast betritt. Dieser symbolische Akt des Widerstandes war eine Botschaft nach Washington, Paris und London: Seht her, ich bin hier und stehe fest an der Spitze.
Bei dem Angriff der Westmächte wurden nur die Chemiewaffenanlagen und Waffenlager des Regimes ins Visier genommen. Vor der Operation hatte das syrische Regime seine Jets, Hubschrauber und schweren Waffen von seinen Stützpunkten abgezogen, die als mögliche Ziele der Luftangriffe angesehen wurden.
Die russischen Militäranlagen und Stützpunkte in Syrien waren natürlich auch nicht Teil des Angriffs.
Was wurde erreicht?
Die USA, Großbritannien und Frankreich scheinen mit der Aktion eine Botschaft abgegeben zu haben: Der Einsatz von Assads Chemiewaffen wird nicht geduldet und es wird zurückgeschlagen, wenn solche Verbrechen begangen werden. Wenn Assad es also wagen sollte, erneut chemische Waffen gegen sein Volk einzusetzen, wird er wieder dafür bestraft werden. Das ist jedoch nicht das eigentliche Problem in Syrien. Assad hat wahrscheinlich während des Bürgerkriegs nur ein paar tausend Menschen mit chemischen Waffen getötet, aber mindestens 600.000 mit konventionellen Waffen abgeschlachtet - und tut dies weiterhin unvermindert. Haben die USA, Großbritannien und Frankreich eine Antwort darauf? Nicht wirklich.
Es ist wirklich scheinheilig, sich damit zu rühmen, Assad bestraft zu haben, da dies ein einmaliger und begrenzter Angriff war, der Assads Möglichkeiten, seine eigenen Leute zu töten, kaum beeinträchtigt hat. Den gewöhnlichen Syrern bereitet dieser Militärschlag kaum Hoffnung für eine bessere Zukunft, in der sie ohne die Assad-Bedrohung leben können.
Durch die Intervention in Syrien, um Daesh und die YPG weiter von den eigenen Grenzen wegzudrängen, hat die Türkei den Syrern zugleich - zumindest im Norden des Landes - Hoffnung gegeben. Sie wissen nun, dass es Menschen gibt, die sich um ihr Wohlergehen sorgen. Die Türkei leistet eine permanent effektive Hilfe und eine solide Unterstützung - anstelle von einmaligen Raketenangriffen. Aus diesem Grund hat die Türkei Einfluss auf die oppositionellen Gruppen. Die Türkei brachte diese Gruppen gemeinsam mit Russland und dem Iran an den Tisch, um für eine Lösung des syrischen Bürgerkriegs hinzuarbeiten.
Der französische Präsident Emmanuel Macron glaubt, dass man durch einen Raketenangriff auf Syrien, den politischen Prozess dort mitgestalten könnte. Dies ist jedoch nicht wirklich der Fall. Auch durch das Umwerben von YPG/PKK-Mitgliedern können sie den erwünschten Erfolg nicht realisieren.
Macrons Kommentaren zufolge hat man durch den Angriff, die Türkei auf die eigene Seite gezogen und zugleich ein Keil zwischen Ankara und Moskau getrieben. Aber da liegen die westlichen Mächte völlig falsch. Die Türkei ist im syrischen Friedensprozess ein Partner Russlands und des Iran - weil sie Oppositionsgruppen koordinieren kann. Die Türkei unterstützte aber auch bisher jegliche Maßnahmen gegen Assad - auch wenn diese nur symbolischer Natur waren. Die Türkei ist kein Verbündeter Russlands und des Iran und man ist dort auch nicht begeistert, dass diese beiden Länder Assad unterstützen. Aber Ankara ist auch nicht zufrieden mit seinen Verbündeten, die immer noch mit der YPG kooperieren. In der Türkei ist man entschlossen, die YPG-Präsenz in der Region zu beseitigen.
Macron, die britische Premierministerin Teresa May und US-Präsident Donald Trump wären also gut beraten, die echten Oppositionskräfte in Syrien zu unterstützen, die Assad Widerstand leisten - anstatt Terrorbanden für sich zu instrumentalisieren. Dann können sie auch ihren Weg in den Friedensprozess in Syrien finden. Dies kann jedoch nicht mit ein paar Raketen geschehen, die zudem Kosten von 300 Millionen Dollar verursachen.
Vielleicht werden sie das Ganze von dem saudischen Kronprinzen finanzieren lassen.