11 Tote bei YPG-Terroranschlag in Afrin - darunter 7 Zivilisten

DAILY SABAH MIT AGENTUREN
ISTANBUL
Veröffentlicht 19.03.2018 00:00
Aktualisiert 19.03.2018 13:39
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In der nordsyrischen Stadt Afrin sind nach Angaben der amtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu vom Montag sieben Zivilisten und vier Mitglieder der von der Türkei unterstützten "Freien Syrischen Armee" (FSA) gestorben. Sie seien bei einem Bombenanschlag getötet worden, berichtete Anadolu. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Wochenende erklärt, seine Truppen hätten das Stadtzentrum von Afrin vollständig unter Kontrolle.

Die Explosion ereignete sich Berichten zufolge am Sonntagabend, als FSA-Truppen das Gebäude durchsuchten.

Die massive Explosion, die eine vier Meter tiefe Grube hinterließ, zerstörte auch viele Fahrzeuge und Gebäude in der näheren Umgebung.

Der in Afrin lebende Nasser Fuad, der bei der Explosion zwei Neffen verlor, drückte seinen Unmut gegenüber der YPG aus, die die Stadt noch immer terrorisiere: "Wir waren erfreut zu sehen, dass sie gehen - aber selbst als sie weggingen, haben sie uns nicht in Ruhe gelassen. Die Familie meiner Neffen ist in einer sehr schlechten Situation, wir wissen nicht was wir tun sollen. Wir können nicht einmal die Leichen bergen", sagte Fuad gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu.

Die Türkei hatte im Januar eine Offensive gegen die Terror-Miliz YPG in Afrin gestartet und angekündigt, die Kämpfe auf andere Gebiete unter YPG-Kontrolle auszuweiten. Afrin ist eine von drei YPG-"Kantonen" in Nordsyrien an der Grenze zur Türkei. Die Türkei will verhindern, dass sich ein zusammenhängendes Einflussgebiet des PKK-Ablegers vom Irak über Syrien bis in die Türkei bildet.

Die heute von der YPG in Nordsyrien kontrollierten Gebiete waren 2013 von den Truppen des Assad-Regimes aus taktischen Gründen kampflos zurückgelassen worden. Das sogenannte Autonomie Gebiet "Rojava" entstand nicht zuletzt durch die Vertreibung beachtlicher Teile der arabischen und turkmenischen Bevölkerung. Die Türkei möchte durch die Sicherung Afrins eine Rückkehr der vertriebenen Bevölkerungsteile ermöglichen. Dies sieht die Türkei als Grundbedingung für die Einheit Syriens.

Die PYD/YPG stellt nicht nur eine Bedrohung gegen andere Volksgruppen dar, sondern auch für kurdische Bevölkerungsteile, die sich dem Machtanspruch der PKK-Ableger nicht unterordnen wollen. Zwangsrekrutierungen, Verhaftungen oder Enteignung stehen in den PYD/YPG-Gebieten auf der Tagesordnung. Nach außen hin versucht die Propagandamaschine in der selbsternannten Autonomen Region "Rojava" ein rein positives Bild zu vermitteln. Es soll den Anschein einer demokratischen Ordnung inmitten einer krisengeschüttelten Region erweckt werden. Die westlichen Medien spielen bei der Verbreitung dieses verzerrten Bildes eine maßgebliche Rolle. Ferner entsteht so ein falscher Eindruck von den syrischen PKK-Ablegern.

Burak Altun hat Neuere und Neueste Geschichte, Politikwissenschaft und Islamwissenschaft an der WWU Münster studiert. Aktuell arbeitet er als freier Journalist für Daily Sabah und studiert Wissenschaftsphilosophie.

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