Die türkische Armee ist am Wochenende bis kurz vor die nordsyrische Stadt Afrin vorgerückt. Im Nordosten der Stadt habe es heftige Kämpfe mit Luftangriffen und Artilleriebeschuss gegeben, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, der AFP.
Die türkische Armee und mit ihr verbündete „Freie Syrische Armee" (FSA) befanden sich am Samstag weniger als zwei Kilometer von Afrin entfernt, das seit 2013 von dem syrischen PKK-Ableger YPG kontrolliert wird.
Laut einem am Samstag veröffentlichten militärischen Bericht befreiten die türkischen Streitkräfte zusammen mit den FSA-Truppen 16 weitere Dörfer von der YPG.
Bei den Dörfern handelt es sich unter anderem um Khujamanli, Savan Kabir, Tallaf und Qujaman. Auch die strategisch wichtige Landebahn Bablite, die zwischen Dschandaris und Afrin liegt, wurde von den Terroristen befreit.
Präsident Recep Tayyip Erdoğan sagte in einer in der südlichen Stadt Mersin gehaltenen und im Fernsehen übertragenen Rede, dass bisher 950 Quadratkilometer von den Terroristen befreit worden seien.
Das Ziel der laufenden Operation bestehe nicht darin, die Region „zu besetzen", sondern sie von YPG/PKK- und Daesh-Terroristen zu befreien und sie dann den dort lebenden Menschen zu übergeben. Laut Erdoğan haben die eigentlichen Einwohner der befreiten Gebiete in Nordsyrien begonnen zu ihrer Heimat zurück zu kehren.
Seit Beginn der Operation Olivenzweig seien 3.300 Terroristen „neutralisiert" worden.
Das türkische Militär verwendet den Begriff „neutralisiert" in Bezug auf Terroristen, die getötet oder lebendig gefangen genommen wurden - oder für diejenigen, die sich ergeben haben. Der Begriff wird jedoch im engeren Sinn für Terroristen verwendet, die bei den Operationen getötet wurden.
Die türkischen Streitkräfte (TSK) haben am 20. Januar die „Operation Olivenzweig" gestartet, die sich gegen den syrischen PKK-Ableger, die „Volksschutzeinheiten" (YPG) richtet.
Ziel der Operation ist die Schaffung von Sicherheit und Stabilität entlang der türkischen Grenzen und der Region sowie die Beseitigung von Terroristen zum Schutz der syrischen Bevölkerung.
Die heute von der YPG in Nordsyrien kontrollierten Gebiete waren 2013 von den Truppen des Assad-Regimes aus taktischen Gründen kampflos zurückgelassen worden. Das sogenannte Autonomiegebiet „Rojava" entstand nicht zuletzt durch die Vertreibung beachtlicher Teile der arabischen und turkmenischen Bevölkerung. Die Türkei möchte durch die Sicherung Afrins eine Rückkehr der vertriebenen Bevölkerungsteile ermöglichen. Dies sieht die Türkei als Grundbedingung für die Einheit Syriens.
Die PYD/YPG stellt nicht nur eine Bedrohung gegen andere Volksgruppen dar, sondern auch für kurdische Bevölkerungsteile, die sich dem Machtanspruch der PKK-Ableger nicht unterordnen wollen. Zwangsrekrutierungen, Verhaftungen oder Enteignung stehen in den PYD/YPG-Gebieten auf der Tagesordnung. Nach außen hin versucht die Propagandamaschine in der selbsternannten „Autonomen Region Rojava" ein rein positives Bild zu vermitteln. Es soll den Anschein einer demokratischen Ordnung inmitten einer krisengeschüttelten Region erweckt werden. Die westlichen Medien spielen bei der Verbreitung dieses verzerrten Bildes eine maßgebliche Rolle. Ferner entsteht so ein falscher Eindruck von den syrischen PKK-Ablegern.