Der ehemalige Chef des syrischen PKK-Ablegers „Partei der Demokratischen Union" (PYD), Salih Muslim, wurde am Samstag in der tschechischen Hauptstadt Prag festgenommen. Dies gab die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag bekannt.
Die Verhaftung erfolgte wenige Stunden nachdem die Daily Sabah-Schwesterzeitung Sabah am Samstag berichtet hatte, dass Muslim im Marriott Hotel in Prag gesehen worden sei, wo er Berichten zufolge zwei Treffen abgehalten hatte.
Die Interpol-Einheit in Tschechien teilte den türkischen Behörden später mit, dass Muslim am 24. Februar in Prag in Haft genommen worden sei.
Die tschechischen Behörden erklärten, dass ein Gericht darüber entscheiden werde, ob Muslim verhaftet wird. Das Urteil werde so bald wie möglich an die Türkei weitergeleitet. Die türkischen Behörden wurden zudem aufgefordert, die notwendigen Dokumente für eine mögliche Auslieferung von Muslim auszuhändigen.
Das türkische Justizministerium erklärte, dass sie das Verfahren für seine Auslieferung an die Türkei eingeleitet hätten. Zuvor hatte das Ministerium die tschechischen Behörden aufgefordert, Muslim zu verhaften, nachdem er in Prag gesichtet worden war.
Am 19. Februar war Muslim auf einer Pressekonferenz in Brüssel gesichtet worden. Dort hatte er die Türkei beschuldigt, bei der Afrin-Operation gegen den syrischen PKK-Ableger YPG Gräueltaten begangen zu haben – als vermeintliche Beweise zeigte Muslim fälschlicherweise Fotos von den Angriffen des Assad-Regimes auf das von Oppositionellen besetzen Gebiet Ost-Ghuta. Am 22. Februar gab Muslim eine Rede in der Universität Genf.
Im November 2016 hatte die Türkei Haftbefehle und „rote Notizen" für Muslim und 47 weitere hochrangige PKK-Funktionäre ausgestellt.