Die Istanbuler Polizei hat am Mittwochmorgen eine Operation gestartet, um den Sektenführer Adnan Oktar und 234 weitere Personen seiner Anhängerschaft festzunehmen.
Oktar war nach Angaben von Sicherheitsquellen auf die Fahndungsliste des Dezernats für Finanzkriminalität gesetzt worden. Der Sekte werden aber auch Kindesmisshandlung, sexuelle Übergriffe, Entführung, Erpressung sowie politische und militärische Spionage vorgeworfen.
Bei der Operation in fünf türkischen Provinzen sind bisher zahlreiche Verdächtige festgenommen worden.
Oktar war bereits 1999 wegen ähnlichen Verbrechen angeklagt worden, wurde aber nach einem zweijährigen Prozess wieder freigesprochen.
Auf seinem Sender A9 TV umgab sich Oktar während seiner Programme mit stark geschminkten, und teilweise sehr jungen Frauen und gutaussehenden Männern, denen er über religiöse und politische Themen predigte. Er nennt die jungen Frauen liebevoll „Kätzchen" und bekommt aufgrund seiner bizarren und teils obszönen Programme auch oft Spott aus dem Internet.
Seine Kritiker behaupten, dass er junge Frauen und Männer aus wohlhabenden Familien einer Gehirnwäsche unterzieht, damit sie sich seinem religiösen Kult anschließen. Oktar hat diese Behauptung jedoch wiederholt bestritten.
Oktar ist für eine Reihe von Büchern bekannt, die er unter dem Pseudonym „Harun Yahya" geschrieben sind. Er hatte zum ersten Mal in den 1980ern für Schlagzeilen gesorgt, als er eine Theokratie forderte und daraufhin festgenommen wurde.
Das Gericht hatte ihn damals für psychisch krank befunden – danach verbrachte er 10 Monate in einer psychiatrischen Klinik. Bis zu der Gründung seiner Stiftung im Jahr 1995 war es still um Oktar geworden. In den Folgejahren veröffentlichte er Bücher über Kreationismus. Noch größere Bekanntheit erlangte er 2011, nachdem er seinen TV-Sender A9 ins Leben gerufen hatte.